Die Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler durch türkische
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Die Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler durch türkische
Ruhr-Universität Bochum Prof. Dr. med. Eckhard Klieser Dienstort: Evangelische Kliniken Gelsenkirchen GmbH Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Die Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler durch türkische Patienten in Deutschland und in der Türkei Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin einer Hohen Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum vorgelegt von Ayhan Yavuz aus Maçka-Trabzon-Türkei 2007 Dekan: Prof. Dr. med. Gert Muhr Referent: Prof. Dr. med. Eckhard Klieser Korreferent: Privatdozent Dr. med. Hans-Jörg Assion Tag der Mündlichen Prüfung: 29.01.2008 Abstract Yavuz Ayhan Die Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler durch türkische Patienten in Deutschland und in der Türkei Problem: In den Krankheitstheorien und dem Krankheitsverständnis türkischer Menschen spielen magisch-religiöse Vorstellungen bei der Suche nach der Krankheitsursache eine nicht zu unterschätzende Rolle. Insbesondere bei psychischen Erkrankungen, bei denen die Patienten keine befriedigende Heilung erfahren, sowie die Krankheitsursache nicht nachvollziehbar ist, werden oft mystisch-traditionelle Heiler der Volksmedizin aufgesucht. Methode: In der vorliegenden Arbeit wurde an 177 psychiatrischen Patienten türkischer Herkunft in Deutschland, 85 psychiatrischen Patienten in der Türkei und 44 gesunden, in Deutschland lebenden, Türken untersucht, wie häufig psychiatrische Patienten mystisch-traditionelle Heiler, in diesem Fall einen Hodscha und einen Wahrsager, in Anspruch nahmen. Es wurde geprüft, ob sich die Inanspruchnahme unterschied. Zudem wurde spezifischer untersucht von welchen Faktoren die Inanspruchnahme von mystisch-traditionellen Heilern abhängt und ob es in Bezug auf diese, Unterschiede zwischen türkischstämmigen Psychiatriepatienten aus Deutschland und der Türkei gibt. Ergebnis: Insgesamt zeigten die Ergebnisse, dass 39% und damit ein großer Anteil der untersuchten Patienten einen Heiler des informellen Sektors, dabei insbesondere den Hodscha, kontaktierten. Die Vergleichsgruppe ging im Vergleich zu den psychiatrischen Patienten weniger häufig zu einem Heiler. Ein Vergleich zwischen den türkischstämmigen Psychiatriepatienten aus Deutschland und der Türkei hinsichtlich der Inanspruchnahme eines mystisch-traditionellen Heilers ergab, dass die Männer aus der Türkei in der Regel häufiger einen Hodscha aufsuchten. Des Weiteren nahmen die jüngeren Patienten aus Deutschland häufiger einen Hodscha in Anspruch. Diskussion: Im Allgemeinen wurde deutlich, dass Heiler des informellen Sektors für die psychiatrischen Patienten in Deutschland und der Türkei von großer Bedeutung sind. Im medizinischen Alltag ist es deshalb angezeigt, in Erfahrung zu bringen, ob der Patient einen Heiler parallel zur Schulmedizin in Anspruch nimmt und welche Ratschläge und Behandlungsmaßnahmen er von diesem erhält. Diese sollten nicht kontraindikativ zur ärztlichen Behandlung sein. Wenn das medizinische Personal einen Heiler akzeptiert und toleriert, kann das dem Patienten signalisieren, dass er mit seinen Krankheitstheorien und seinem Krankheitsverständnis angenommen und wertgeschätzt wird. Das könnte potenziellen Vertrauensdefiziten, die gegebenenfalls gegenüber der westlichen Medizin bestehen, entgegenwirken sowie die schnelle Gesundung des Patienten fördern. Die Arbeit widme ich meinen Eltern, Ferihan und Servet Yavuz, für ihre unermüdliche Förderung, meiner Frau Birgül Yavuz, für ihre liebevolle und stetige Unterstützung und meinen Kindern Emre, Edip Servet und Eren Ertunç Yavuz. Inhaltsverzeichnis 0. Überblick 1. 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 1.7 1.7.1 1.7.2 1.8 1.9 1.9.1 1.9.2 1.9.3 1.9.4 1.9.5 1.10 1.12 Einleitung Geographie der Türkei Bevölkerung Religion Bildungswesen Familien auf dem Land Familien in der Stadt Gesundheits- und Versicherungssystem in der Türkei Sozialversicherung Regionale Unterschiede Krankheitsverständnis und Krankheitskonzepte Verschiedene traditionelle Heiler und ihre Praktiken Korankundiger (hoca/hodscha) Wahrsager (falcı) Ocaklı Knochenheiler Traditionelle Hebammen (ebe) Geschichte der Arbeitsmigration aus der Türkei nach Deutschland Mögliche Probleme unterschiedlicher Krankheitsvorstellungen im deutschen Gesundheitswesen Psychoseerkrankungen 19 21 2. 2.1 2.2 2.3 2.4 Methodik Auswahl der Stichprobe Erhebungsinstrumente Ablauf der Untersuchung Auswertung 24 24 24 25 25 1.11 1 3 3 3 3 4 4 5 5 6 7 7 12 12 14 15 15 15 16 3. Ergebnisse 3.1 Beschreibung der Stichproben 3.1.1 Alter 3.1.2 Geschlecht 3.1.3 Familienstand 3.1.4 Anzahl der Kinder 3.1.5 Wohndauer 3.1.6 Herkunftsort 3.1.7 Schulbildung 3.1.8 Aktueller Beruf 3.1.9 Familiäre Herkunft 3.1.10 Diagnosen 26 26 26 27 27 28 29 29 30 31 31 32 3.2 Stichprobenbeschreibung der Patienten aus Deutschland 3.2.1 Generation 3.2.2 Aufenthaltsdauer 33 33 34 3.3 3.3.1 3.3.2 3.3.3 Inanspruchnahme von Volksmedizin Hodscha/Hoca Wahrsager Praktiken der mystischen Heiler 35 35 40 43 3.4 Abhängigkeiten ausgewählter Variablen 3.4.1 Nehmen die Patienten aus ländlichen Gegenden häufiger parallel zur Schulmedizin mystisch-traditionelle Heiler (Hodscha/Wahrsager) in Anspruch? 3.4.2 Gibt es einen Zusammenhang zwischen Alter und Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler? 3.4.3 Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler u. Aufenthaltsdauer in Deutschland? 3.4.4 Gibt es Geschlechtsunterschiede bei der Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler? 3.4.5 Ist bei Psychoseerkrankungen die Inanspruchnahme mystischtraditioneller Heiler häufiger? 3.4.6 Gibt es einen Zusammenhang zwischen Religiosität und Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler? 3.4.7 Besucht die Vergleichsgruppe Gesunder im Vergleich zu den Patienten weniger häufig den Hodscha/Wahrsager? 46 58 4. Diskussion 61 5. Zusammenfassung 69 6. Literaturverzeichnis 70 7. 7.1 7.2 7.3 Anhang Fragebogen deutsch Fragebogen türkisch Tabellen zum untersuchten Zusammenhang Religiosität und Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler 76 76 82 8. Danksagung 96 9. Lebenslauf 97 46 49 51 53 55 57 88 Überblick 1 0. Einführung Zur Zeit leben in der Bundesrepublik Deutschland circa 7,5 Millionen Menschen nichtdeutscher Nationalität. Davon sind knapp 2 Millionen türkischer Abstammung (Statistisches Bundesamt, 2004; Schouler-Ocak, 2000) und damit die bedeutendste ethnische Minderheit in ganz Deutschland (Collatz, 1995). De facto ist die Zahl größer, da viele türkische Mitbürger die deutsche Staatsangehörigkeit erworben haben. Die eigentliche Wanderbewegung der Türken nach Deutschland begann 1961 mit dem Anwerbeabkommen beider Länder. Dieser Migrationprozess ist laut Ete (2002) „für mehrere Zehntausende von Türken nicht immer glücklich, erfolgreich und gesundheitlich Abnutzungserscheinungen, aber gut auch verlaufen“. Faktoren und Körperliche Bedingungen wie beispielsweise Arbeitslosigkeit, Desillusionierungen im Leben, andauernde individuell-familiäre Probleme, Konflikte im Zusammenhang mit dem kulturellen Wertgefüge und Bildungsdefizite führten zum Versagen. Infolgedessen suchten türkische Patienten oftmals Kliniken, Ärzte, Beratungsstellen und Landesversicherungsanstalten auf (Ete, 2002). Da die türkischstämmigen Menschen einen so großen Anteil an der Bevölkerung in Deutschland ausmachen und mitunter aufgrund der direkten und indirekten Auswirkung der Migration häufig in Einrichtungen des deutschen Gesundheitswesen anzutreffen sind, wurde festgestellt, dass manche der Patienten, insbesondere psychiatrische Patienten, oftmals einen mystischtraditionellen Heiler ergänzend zu ihrer Behandlung hinzuziehen. Ziel der Arbeit In der vorliegenden Arbeit soll das Inanspruchnahmeverhalten von mystischtraditionellen Heilern parallel zur Schulmedizin bei türkischstämmigen psychiatrischen Patienten untersucht werden. Mit mystisch-traditionellen Heilern sind in dieser Arbeit Hodschas und Wahrsager gemeint. Sie werden meist aus der Vorstellung von magischreligiösen Krankheitsmodellen aufgesucht. Dementsprechend umfasst ihr Repertoire überwiegend traditionell-mystische Heilpraktiken. Im Gegensatz Überblick 2 dazu wenden die übrigen Heiler meist Praktiken an, um den von „Natur aus unversehrten körperlichen Zustand“ wiederherzustellen. Die Inanspruchnahme dieser Heiler durch türkische Patienten aus Deutschland soll mit der durch Patienten aus der Türkei verglichen werden. Welche Rolle spielen allgemein heute noch mystisch-traditionelle Heiler aus dem informellen Sektor? Gibt es Unterschiede in der Inanspruchnahme von türkischen Patienten aus Deutschland und Patienten aus der Türkei? Und welche Bedeutung und möglichen Auswirkungen hat eine Inanspruchnahme dieser Heiler für den medizinischen Alltag in der Türkei und insbesondere in Deutschland? Aufbau der Arbeit Die Arbeit ist in vier Kapitel und zahlreiche Abschnitte unterteilt. Das erste Kapitel beinhaltet die Einleitung. Sie dient dazu, einen Überblick über die demographische Situation und über die Lebensbedingungen in der Türkei zu geben. Um die Hintergründe für eine Inanspruchnahme von Heilern besser nachvollziehen zu können, werden das Gesundheits- und Versicherungssystem in der Türkei und das Krankheitsverständnis und die Krankheitskonzepte türkischer Menschen näher erläutert. Ebenso werden verschiedene Heiler der Volksmedizin beschrieben. Außerdem wird die Arbeitsmigration aus der Türkei geschildert, da sie der Grund für den zahlenmäßig hohen Anteil der Türken in Deutschland ist. Dazu werden mögliche Probleme in der Arzt-Patient-Interaktion aufgezeigt. Abschließend wird ein psychisches Krankheitsbild beschrieben, bei dem eine erhöhte Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler durch die türkischen Patienten zu erwarten ist. Im zweiten Kapitel erfolgen die Darstellung der Methodik, der Stichproben und der Untersuchungsinstrumente sowie die Nennung der verschiedenen statistischen Verfahren, die zur Bewertung der Zusammenhänge zwischen ausgewählten Variablen verwendet wurden. Danach folgen im dritten Kapitel die Ergebnisse der Untersuchung in Bezug auf die deskriptive Statistik, die Stichprobenbeschreibung der Patienten aus Deutschland, die Ergebnisse der Inanspruchnahme von volksmedizinischen Heilern und die Darstellung von Abhängigkeiten ausgewählter Variablen. Das vierte und letzte Kapitel befasst sich mit der Diskussion. Einleitung 3 1. Einleitung 1.1 Geographie der Türkei Die Türkei verteilt sich auf zwei Kontinente: Europa und Asien. Dabei liegt sie zu 3 Prozent auf dem europäischen Kontinent und zu 97 Prozent auf dem asiatischen Kontinent (Şen, 1991). Die Landfläche der Türkei beträgt knapp 780 000 km² und ist somit mehr als zweimal so groß wie die der Bundesrepublik Deutschland (Ekin und Singler, 1997). 1.2. Bevölkerung Die Türkei hat circa 71 Millionen Einwohner; das Bevölkerungswachstum beträgt 1,5 Prozent (Stand: 2003, Fischer Weltalmanach, 2006). Die Bevölkerungsentwicklung war und ist ein großes Problem der Türkei. Im Zeitraum von 1923 bis 1997 kam es zu einer erheblichen Bevölkerungszunahme von 13 auf 62,5 Millionen Menschen. Analog zu diesem Wachstum setzte nach dem zweiten Weltkrieg die Landflucht ein. Während 1945 erst 18 % der Bevölkerung in Städten gelebt hatten, waren es 1960 26% und 1996 sogar 70% der Bevölkerung (Steinbach, 2001). 1.3 Religion Über 99 Prozent der türkischen Bevölkerung sind Anhänger der muslimischen Glaubensrichtung. Die Majorität dieser, rund 90 Prozent, sind Sunniten (Ekin und Singler, 1997). Die Frömmigkeit der Muslime ist in ländlichen Gegenden stärker ausgeprägt als in den Städten (Pazarkaya, 1983). Weitere Untergruppen der Muslime in der Türkei sind die der Aleviten und der Schiiten. In der Türkei leben neben den Muslimen aber auch Katholiken, Protestanten, Juden und Mitglieder anderer kleiner Glaubensrichtungen (Ekin und Singler, 1997). Einleitung 4 1.4 Bildungswesen Das türkische Bildungswesen ist gekennzeichnet durch ein deutliches StadtLand und West-Ost-Gefälle in Bezug auf die Beschulungsrate, die Lehrmittelausstattung und das zahlenmäßige Verhältnis von Schülern zu Lehrern. Geographische und entwicklungsbedingte Probleme wie beispielsweise die extreme Streuung der Bevölkerung oder „unwegsame geographische Lagen von Siedlungsgebieten“ erschweren die Beschulung insbesondere im Osten und auf dem Land (Anweiler, 1996). Die Alphabetisierungsrate in der Türkei betrug im Jahre 2002 bei den Männern 94%, dagegen bei den Frauen nur 79% (Fischer Weltalmanach, 2006). Der geschlechtsspezifische Unterschied in der Alphabetisierungsrate lässt sich zum großen Teil damit erklären, dass Männer im Rahmen ihres Militärdienstes Lesen und Schreiben lernen. Zudem wird in ländlichen Regionen u.a. noch immer weniger Wert auf die schulische Ausbildung der Mädchen als auf die der Jungen gelegt (Akkaya et al., 1998). 1.5 Familien auf dem Land Die Familie hat im türkischen Alltag eine zentrale Bedeutung, ebenso wie die Religion. Es ist auffällig, dass sich das Leben auf dem Land und in der Stadt stark voneinander unterscheidet. In den ländlichen Regionen dominieren die traditionellen Familienverhältnisse stark. Oftmals leben mehrere Generationen in einer Unterkunft zusammen. Die Familie wird für jeden Einzelnen als Garant für soziale Sicherheit angesehen (Ekin und Singler, 1997). Der Vater oder bei seiner Abwesenheit der älteste Sohn nehmen die Stellung des Familienoberhauptes ein. In den ländlichen Regionen dient die Landwirtschaft als Lebensgrundlage für die Familie. Die Familie ist eine wirtschaftliche Einheit. Es wird gemeinsam produziert und konsumiert. Die Feldarbeit wird von Frauen und Männern gleichermaßen geleistet (Akkaya et al., 1998). Die Reinlichkeit des Hauses fällt in den Verantwortungsbereich der Frau. Es werden Erwartungen derart an sie herangetragen, dass sie den Haushalt führt und die Wohnung in einem ordentlichen und reinlichen Zustand Einleitung 5 hält (Ekin und Singler, 1997). Feld- und Hausarbeit führen zu einer Doppelbelastung der Frauen (Akkaya et al., 1998). Der dörfliche Arbeitsprozess erfasst die Kinder bzw. gliedert sie schon im frühen Alter ein. Ihr Alltag unterscheidet sich gerade in den Dorfgemeinschaften ohne Schule nicht bedeutend von dem der Erwachsenen (Pazarkaya, 1983). 1.6 Familien in der Stadt Familien in der Stadt führen ein Leben, das sich sehr von dem Leben der Familien auf dem Land unterscheidet. Immer vereinzelter bewohnen unterschiedliche Generationen gemeinsam ein Wohnhaus. In der Stadt sind die Familien- und Lebensverhältnisse sehr europäisiert. Die Familien in der Stadt zeichnen sich tendenziell durch weniger Nachwuchs aus. In der Stadt gibt es neben berufstätigen Frauen auch Frauen, die eine Hausfrauenrolle einnehmen. Die Männer sind Angestellte oder Kleingewerbebetreibende (Ekin und Singler, 1997; Şen, 1991). 1.7 Gesundheits- und Versicherungssystem in der Türkei In der Türkei besteht ein pluralistisches medizinisches System. Es setzt sich aus einem formellen und informellen Sektor zusammen (Koen, 1986; Becker et al., 1998). Staatliche und private Krankenhäuser, Krankenhäuser der sozialen Versicherung, ländliche Ambulanzen, niedergelassene Ärzte und Apotheker bilden den formellen (Weßling, 1991, Becker et al., 1998), auf modernem medizinischem Wissen basierenden Sektor (Weßling, 1991). Der große, informelle Sektor des türkischen Medizinsystems (Becker et al., 1998) beinhaltet die Volksmedizin (Koen, 1986). Für den formellen Sektor gilt, dass die medizinische Versorgung der Bevölkerung extrem ungleichmäßig verteilt ist. Das liegt zum einen an einem unzureichenden Sozialversicherungsnetz und den damit verbundenen Kostenentwicklungen im Gesundheitswesen und zum anderen an regionalen Unterschieden (Neumann, 1989). Einleitung 6 1.7.1 Sozialversicherung Hervorzuheben ist, dass das türkische Sozialversicherungssystem einem Vergleich mit den westeuropäischen Systemen, beispielsweise mit dem bundesdeutschen System, nicht standhält. Generell befindet es sich noch im Aufbau und es existiert noch keine allgemeine Versicherungspflicht (Akkaya, 1994). Das Sozialversicherungssystem in der Türkei schließt wie in Deutschland eine Pflichtversicherung derjenigen Personen mit ein, die in einem vertraglichen Arbeitsverhältnis mit einem oder mehreren Arbeitgebern stehen (Ostermann, 1990). Hierbei wird die Versicherung anteilig vom Arbeitnehmer und Arbeitgeber bezahlt (Gottschlich, 2005). Es gibt drei staatliche Versicherungen (Şen, 1991): 1. die Sozialversicherungsanstalt für Arbeiter und Angestellte (Sosyal Sigortalar Kurumu, abgekürzt als SSK) 2. die Pensionskasse für Beamte (Emekli Sandığı) 3. die Sozialversicherungsanstalt für Selbständige (Bağ-Kur) (Akkaya, 1994). Die Leistungen Krankenversicherung Invaliditäts-, eine dieser Versicherungen eine Berufskrankheits-, Mutterschafts-, eine umfassen eine neben der Arbeitsunfall-, eine Hinterbliebenen- und eine Altersversicherung (Şen, 1991). Es gibt keine Arbeitslosenversicherung (Ekin und Singler, 1997; Şen, 1991; Ostermann, 1990; Akkaya et al., 1998). Dementsprechend haben Arbeitslose, ebenso wie die ländliche Bevölkerung, keinen Anspruch auf soziale Leistungen (Ostermann, 1990). Sie sind im Krankheitsfall in keiner Weise abgesichert. Neben der fehlenden Krankenversicherung besitzt die Majorität keine finanzielle Altersabsicherung. Somit sind sie nicht nur im Falle einer Krankheit, sondern auch im hohen Alter von der Solidarität ihrer Verwandten, Nachbarn und Freunde abhängig (Wirsing, 1992). Einleitung 7 1.7.2 Regionale Unterschiede Landesweit herrscht ein großes Gefälle in der medizinischen Versorgung. Erhebliche Unterschiede bestehen zwischen verschiedenen Regionen der Türkei und nicht allein zwischen Stadt und Land (Neumann, 1989). In Bezug auf die Ärztedichte ist festzustellen, dass im Durchschnitt auf einen praktizierenden Arzt 1200 Einwohner kommen. In einzelnen Regionen Innerund Ostanatoliens behandelt ein niedergelassener Arzt bis zu 90000 Einwohner. Vor diesem Hintergrund ist es zu sehen, dass viele Dörfer von jeder ärztlichen Versorgung abgeschnitten sind. Mithin besteht dort ein sehr großer Bedarf an Ärzten (Şen, 1991), auch wenn es infolge eines 1981 in Kraft getretenen Gesetzes, das die Absolventen eines Medizinstudiums zu einem zweijährigen Dienst auf dem Lande verpflichtet, zu einer erheblichen Zunahme der Ärztezahl kam (Ekin und Singler, 1997; Şen, 1991). Aufgrund dieser nachvollziehbar, unzureichenden dass sich die medizinischen Landbevölkerung Versorgung ist notgedrungen es ihre traditionellen Heiler schuf (Zimmermann, 2000), welche wir zum informellen Sektor zählen. Die verschiedenen Heilertypen werden im Abschnitt 1.9 ausführlicher beschrieben. 1.8 Krankheitsverständnis und Krankheitskonzepte Es gibt unterschiedliche Vorstellungen über die Entstehung von Krankheiten in der Türkei. Diese traditionellen Krankheitstheorien sind keineswegs statisch (Weßling, 1991; Salman, 2001), sie verändern sich durch das jeweils gegebene soziale Umfeld, durch Erfahrungen, die in Wandlung begriffen sind, durch die zugänglichen Möglichkeiten und aufgrund Gegebenheiten der Zeit (Koen, 1986). Das folgende Modell von Koen (1986) soll einen Überblick über diese ätiologischen Krankheitsvorstellungen geben. Einleitung 8 Abb. 1.1: Ätiologische Vorstellungen über Krankheit (Koen, 1986) Magisch-religiöse Vorstellungen Eine Person kann hiernach erkranken, weil sie z.B. Tabus gebrochen und „falsche“ Handlungen begangen hat (Straube, 1992; Weßling, 1991). Eine Tabuisierung kann auch aufgrund religiöser Hintergründe gegeben sein. Im Volksglauben nimmt man, im Unterschied zum orthodoxen Islam, die strafende Absicht Gottes an. Deshalb erklären sich viele Menschen ihr Leiden damit, dass sie von Gott wegen ihrer begangenen Sünden, wie z.B. Diebstahl, Ehebruch oder Gotteslästerung, bestraft werden (Wirsing, 1992). In magisch-religiösen Vorstellungen existiert auch der Glaube an „cin“ (gesprochen: dschinn) bzw. „cinler“ im Plural. Cinler sind intelligente Geister, die der Mensch als solche nicht erkennen kann. Sie können unterschiedliche körperliche Gestalten annehmen, z.B. die eines Menschen, eines Tieres oder einer Pflanze. Einleitung 9 Die Cinler sind weiblichen oder männlichen Geschlechts. Außerdem besitzen sie die Fähigkeit sich fortzupflanzen. Sie können Menschen auch in sexueller Hinsicht verführen. Die Cinler sind unsichtbar und schnell beweglich. Sie sollen sich in Wäldern, Höhlen, Felsen, Ruinen, verlassenen Häusern, Kaminen, Schornsteinen, Badehäusern oder Toiletten aufhalten. Wenn man Cinler ihrer Ruhe beraubt, rächen sie sich, indem sie bei Menschen Krankheiten auftreten lassen (Öztürk, 1964; Becker et al., 1998). Der Zorn der Cinler kann durch Flüche, Verstoßen der Eltern oder dem Wegfallen ritueller Waschungen, z.B. nach dem Geschlechtsverkehr sowie durch Verstöße gegen von Gott den Menschen auferlegte Gebote erregt werden. Bei dem Ausüben alltäglicher Aktivitäten wie z.B. dem Urinieren oder dem Ausschütten von Schmutzwasser, kann der Ausspruch von Entschuldigungen als Schutz gegen den Einfluss der Cinler dienen (Öztürk, 1964). In der türkischen Sprache gibt es verschiedene Ausdrücke, in denen das Wort „cin“ enthalten ist, wie z.B. „cin çarpması“ („vom Cin befallen“), worunter das Eindringen des Cin in den menschlichen Körper verstanden wird, mit der Absicht ihn krank zu machen oder „cinnet geçirmek“ („bis zum Verrücktwerden“) (Koen-Emge, 1988, zitiert nach Assion, 2003). Letztlich werden die Cinler häufig als Ursache psychischer Krankheiten (Zarifoğlu, 1992), insbesondere von psychischen Symptomausprägungen wie Halluzinationen, dem Hören von Stimmen, plötzlicher und unerklärlicher Krankheiten, epileptischer Anfälle oder Infertilität angesehen (İlkılıç, 2005). Neben der Vorstellung, dass Krankheiten die Strafe für Übertretung von religiösen Geboten und Tabus seien, oder zufällig geschehen (Zarifoğlu, 1992), gibt es auch die Vorstellung, dass Krankheiten durch den bösen Blick anderer verursacht werden können (Zielke-Nadkarni, 2001; Herrmann, 2000; Kielhorn, 1996). Dabei sollen auffällige Menschen (Becker et al., 1998), z.B. grün oder blauäugige (Zarifoğlu, 1992; Volkan, 1975), mit ihrem Blick in der Lage sein, Krankheiten auszulösen (Koch, 1997). Die „Schädigung“ kann bewusst oder auch unbewusst geschehen (Zarifoğlu, 1992). Außerdem wird angenommen, dass attraktive und erfolgreiche Menschen besonders anfällig für den bösen Blick sind (Volkan, 1975). Es wird angenommen, dass diese Menschen Neid und Feindseligkeit bei denen aufkommen lassen, deren Augen die Fähigkeit Einleitung 10 besitzen, durch einen bloßen Blick verschiedene Krankheiten hervorzurufen. Es ist die Missgunst, die Feindseligkeit, die sich hinter dem flüchtigen, bösen Blick verbirgt (Seligmann 1910; Öztürk, 1964). Die Person, von der der böse Blick, die Krankheit, Verkrüppelung, Unglück u.v.m. verursacht, ausgeht, bleibt häufig unerkannt (Akkaya et al., 1998). Eine Schädigung kann nicht nur visuell, sondern auch verbal herbeigeführt werden (Hauschild, 1982, Koen-Emge, 1988, zitiert nach Assion, 2003). Präventiv, d.h. zur Vorbeugung gegen den bösen Blick, können getragene blaue Perlen (boncuk) oder Amulette (muska) verwendet werden, welche die Hodschas anfertigen (Koch, 1997). Im Volksglauben sind seit Jahrtausenden bei sehr vielen Völkern sowohl die weiße Magie als auch die schwarze Magie weit verbreitet (Lehmann, 1925, zitiert nach Assion, 2003). Die weiße Magie ist positiv und wird dazu verwendet, Krankheiten zu heilen sowie schwarze Magie aufzuheben. Mit der schwarzen Magie (büyü) kann jemandem absichtlich geschadet werden. Für den Zauber wird häufig ein mit dem Adressaten in Berührung gekommener oder kommender Gegenstand benötigt, wie z.B. seine Haare oder Fäden aus seiner Kleidung (Becker at al., 1998). Naturalistische Vorstellungen Hiernach werden Krankheiten als durch Witterung/Klima, durch die Elemente Luft, Erde und Wasser, durch unzureichende oder schlechte Ernährung (Zimmermann, 2000) und als z.B. durch den Arbeitsprozess bedingte Belastungen oder Ermüdungen, verursacht angesehen. Dem Wasser wird eine Reinigungsfunktion zugesprochen, wobei zu viel und zu schlechtes Wasser als Ursache von Krankheiten gilt. Durch die Luft können Krankheiten wie Knochen- und Gelenkerkrankungen und Rheuma verursacht werden. Die Erde wird als Ort der Fruchtbarkeit angesehen (Becker et al., 1998). Moderne Medizin Verschiedene Erklärungsmodelle werden aus der westlichen Medizin übernommen und dienen zur Ursachenklärung hinsichtlich unterschiedlicher Krankheiten (Wirsing, 1992). Einleitung 11 Mechanistische Vorstellungen Es existiert auch die Sichtweise, dass Organe fallen oder verrutschen (Becker et al., 1998; Wirsing, 1992). Dies manifestiert sich je nach spezifischem Organ in unterschiedlichen Symptomen bzw. Symptomausprägungen: - das „Fallen des Kreuzes“ (bel düşmesi oder kuyruk düşmesi) zieht Kreuzschmerzen und Bewegungshinderung in der Taillengegend nach sich. - Das „Fallen des Herzens“ (yürek düşmesi) führt zu Traurigkeit. - Das „Verrutschen der Zunge in den Hals“ (dil kayması) geht mit Stottern oder dem Verlust der Stimme einher. - Das „Fallen des Nabels“ (göbek düşmesi) verursacht Übelkeit, Müdigkeit, Kraftlosigkeit und Schmerzempfindungen jeglicher Art, die häufig den gesamten Körper in Mitleidenschaft ziehen. Die Gründe für den Nabelfall sind nach dieser Vorstellung z.B. das Springen aus großer Höhe, Ungleichgewichte im Körper oder in der Lebensart und Lebensführung aufgrund physischer und psychischer Belastungen oder infolge von Mangelernährung (Becker et al., 1998). Gemäß diesen Krankheitskonzepten kommt es zu einem äußerlichen Eindringen der Krankheit in die Person. Darunter ist zu verstehen, dass die Krankheit external auf den Körper der betreffenden Person einwirkt. Die Krankheit betrifft nicht einzelne Organe (Schouler-Ocak, 2000; Straube, 1992; Becker et al., 1998; Weßling, 1991; Saller, 1995), sondern immer die ganze Person (Schouler-Ocak, 2000; Straube, 1992; Bay et al., 1993; Kielhorn, 1990; Saller, 1995; Collatz, 1992; 1995; Becker et al., 1998; Weßling, 1991), auch wenn sich eine örtliche Manifestierung an oder in Körperteilen oder bestimmten Körperorganen zeigt (Zimmermann, 2000). Es wird angenommen, dass sich die Krankheit über Nerven oder Blut auf den ganzen Körper erstrecken kann (Weßling, 1991). Dass Erkrankungen im Inneren des Körpers entstehen, wie es beispielsweise bei Stoffwechselerkrankungen der Fall ist, ist nicht vorstellbar (Becker et al., 1998). Einleitung 12 Es ist eher weniger wichtig, welches dieser Erklärungsmodelle für die Krankheit ausgewählt wird, als dass sie einem ätiologischen Modell, welches die Gemeinschaft akzeptiert, zugeordnet werden kann. Viele türkische Patienten haben ein starkes Bedürfnis zu wissen, woher ihre Krankheit kommt, weswegen sie nach Erklärungsmodellen und Gründen suchen. Denn, wie bereits dargestellt, haben die meisten türkischen Patienten die Vorstellung, dass die Krankheit von außen in den Körper eindringt. Erklärungsmodelle, die einen Patienten für seine Erkrankung selbst verantwortlich machen, ohne dass dieser bestimmte Tabus durchbrochen oder eine falsche Handlung begangen hat, werden nicht akzeptiert. Das lässt sich vor dem Hintergrund verstehen, dass bei ihnen die „Atomisierung“ der Gesellschaft, d.h. die Individualisierung noch nicht so weit fortgeschritten ist, wie in den westlichen Industrienationen. Sie betrachten sich vielmehr als Teil der Gemeinschaft, der sie angehören. Sie „wissen“ und „spüren“, dass es der Legitimation der Gesellschaft bedarf, damit ihre Krankheit akzeptiert und angenommen wird (Koen, 1986). 1.9 Verschiedene traditionelle Heiler und ihre Praktiken Der informelle Sektor im türkischen Medizinsystem ist sehr groß (Becker et al., 1998) und umfasst viele verschiedene Heilinstanzen. Zu den wesentlichsten zählen die Hodschas, die Wahrsager, die Ocaks, die Knochenheiler und die traditionellen Hebammen. 1.9.1 Korankundiger (Hodscha) Im Islam ist der Hoca (gesprochen ,,Hodscha“) in der Regel ein Korankundiger, d.h. ein gelehrter Religionsvertreter. Als Gemeindevorsteher wird ihm auch die Aufgabe zuteil, Zeremonien abzuhalten und Gebete zu sprechen. Die von Hodschas erfahrene Ausbildung ist sehr vielfältig und verschieden und kann von der einfachen Lebenserfahrung bis zum Hochschulstudium reichen. Hodschas können sich aber auch als mystisch-traditionelle Heiler engagieren, die teilweise Heilpraktiken auf der Grundlage ihrer magischen Krankheitskonzepte anwenden (Becker et al., 1998). Die bestehende Einleitung 13 Rechtslage in der Türkei untersagt ihnen die Ausübung ihrer Praktiken (Haas, 1986). Da der Koran jegliche Art von Magie und Zauberei verbietet und sie als Teufelswerk bezeichnet, distanzieren sich die strenggläubigen Hodschas von magischen Praktiken (Becker et al., 1998). Allerdings erkennt der Koran neben einem Gott, Menschen und Engeln, auch die Existenz von Dämonen an. Die Engel sind die Boten Gottes, während die Dämonen überwiegend Ungläubige sind. Aus diesem Grund seien sie die Feinde des Menschen und würden ihn zum Bösen verführen. Diese Dämonen werden als „Cin“ bezeichnet. Häufig werden sie für verschiedenste Krankheiten verantwortlich gemacht. Um sich vor diesen Dämonen zu schützen, soll Mohammed das Tragen von Amuletten gebilligt haben (Röder, 1986). Manchen mystisch-traditionellen Hodschas werden teilweise übernatürliche Kräfte zugesprochen. Auch geht man davon aus, dass manchen von ihnen „Armeen von Cinler“ im Einsatz gegen „böse Cinler“ zur Verfügung stehen (Öztürk, 1964). Hodschas werden aufgrund unterschiedlichster Probleme um Rat gefragt, seien es seelische, körperliche, berufliche, familiäre, ökonomische oder sonstige Nöte. Die Betroffenen suchen den Hodscha meistens gemeinsam mit Verwandten, Freunden oder mit in der Nachbarschaft lebenden Bekannten auf. Vereinzelt gehen diese für ihn auch alleine zum Hodscha (Röder, 1986). Das Repertoire eines Hodschas ist sehr umfassend (Zimmermann, 2000). „Ein Hodscha bespricht oder beliest eine „kranke“ Person, bzw. er „bläst“ sie an“ (Straube, 1992). Außerdem gibt er Aufgaben auf, die z.B. das Abschreiben von Koranpassagen beinhalten. Der Koran ist also meist Bestandteil magischer Praktiken und spielt eine wichtige Rolle bei der Ausübung von Heilpraktiken und Krankheitsaustreibungen. Dabei sind einzelne Suren außerordentlich wirksam (Straube, 1992). Diese Suren werden auf Zettel geschrieben. Diese Zettel oder Zettel mit magischen Begriffen, Zeichen oder Zahlen gehören zu den Hauptbestandteilen eines Amuletts (muska) (Becker et al., 1998; Röder, 1986). Einleitung 14 Das in einem kleinen Stoffbeutel getragene „Muska“ wird nur in Ausnahmen nicht am Körper getragen, wie beispielsweise beim Baden. Künstlerisch verarbeitete Amulettbehälter sind auch erhältlich (Haas, 1986). Daneben kann auch die Tinte solcher Zettel im Wasser aufgelöst werden. Dieses Wasser kann dann entweder getrunken (Straube, 1992; Ruhkopf et al., 1993; Becker et al., 1998) oder aber für spezielle Waschungen benutzt werden. Auch werden solche Zettel verbrannt, um den koranhaltigen Rauch zu inhalieren. Zum Teil schreibt der Hodscha die arabischen Schriftzeichen auch auf den Bauch seines Klienten (Becker et al., 1998). Bevor der Hodscha einen Ratschlag gibt oder eine magische Behandlung beginnt, wird ein Orakel-Ritual durchgeführt, durch das der Hodscha in der Lage ist, z.B. mittels eines Blickes in ein Glas Wasser, in den Koran oder auf ein schwarz gefärbtes Ei, die Lösung oder auch Ursache des Problems zu erkennen. Man kann aber auch zu einem Magier-Hodscha gehen, wenn man die Magie dazu benutzen möchte, das Verhalten anderer Menschen zu beeinflussen oder sogar ihnen zu schaden. Dafür gibt es u. a. Liebeszauber, Verfluchungszauber, Zauber, um eine bevorstehende Heirat zu verhindern. Die Lebensmittel lassen sich auch verfluchen, damit man sie ins Essen des Feindes mischen kann. Bei manchen Beschwerden sieht man die Ursache in einem mit einem Fluch versehenen Amulett (muska), das in der Nähe eines Kranken von jemandem versteckt wurde. Damit der Kranke geheilt werden kann, bedarf es der Auffindung dieses Muskas (Röder, 1986). 1.9.2 Wahrsager (Falcı) Die Wahrsager prognostizieren oder sie beantworten Fragen, die ihnen ihre Klienten hinsichtlich der Zukunft stellen. Um allgemeinere Prognosen zu erstellen, lesen sie z.B. aus dem Kaffeesatz. Wenn spezifischere Fragen gestellt werden, wie z.B. „Werde ich bald Vater?“, wird von einigen Wahrsagern die Methode des „Buchöffnens“ angewendet. Dabei wird, nachdem die Frage des Klienten gestellt wurde, eine sich zufällig ergebende Seite im Buch aufgeschlagen. Diese wird dem Klienten vorgelesen und soll helfen seine Frage zu beantworten (Wirsing, 1992). Einleitung 15 1.9.3 Ocaklı Im Begriff „ocaklı“ steckt das Wort „ocak“ (Koen, 1986), welches (Kern der) Familie und zugleich Herd bedeutet (Becker et al., 1998; Koen, 1986). Ocaklı sind Individuen oder Familien, die auf die Behandlung bestimmter Krankheiten spezialisiert sind. Dies sind zumeist Infektionskrankheiten wie z.B. Gelbsucht, Malaria, Tuberkulose, Wochenbettfieber und Erysipel (Koen, 1986). Dabei wenden sie magisch-rituelle Praktiken an (Becker et al., 1998). 1.9.4 Knochenheiler Knochenheiler behandeln Verrenkungen, Verspannungen, Knochenbrüche und Beschwerden am Knochensystem (Koen, 1986). Sie wenden dabei manuelle Praktiken (Becker et al., 1998), oder Salben an, die aus Pflanzen (Becker et al., 1998; Koen, 1986), Erde usw. hergestellt werden (Koen, 1986). 1.9.5 Traditionelle Hebammen (ebe) Traditionelle Hebammen findet man häufig auf dem Land (Becker et al., 1998; Koen, 1986) und weniger in den Städten (Koen, 1986). Primär helfen sie den Frauen Geburten „durchzuführen“ (Becker et al., 1998; Koen, 1986). Da jedoch die medizinische Versorgung auf dem Lande unzureichend ist, haben sie sich das Wissen über Kinderkrankheiten, besonders Frauenleiden und äußerlich gut erkennbaren Krankheiten, wie z.B. über Hautleiden oder Ekzeme, angeeignet (Koen, 1986). Sie behandeln diese u.a. mit Methoden, die über Jahrhunderte hinweg aus der Volks- und Pflanzenmedizin bekannt sind, mit Kälte- und Wärmeapplikationen, mit manuellen Verfahren und auch mit magisch-rituellen Praktiken (Becker et al., 1998; Koen, 1986). Traditionelle Hebammen sind häufig ältere Frauen, die viel Lebenserfahrung besitzen, gut zu erreichen sind, die von der Gemeinde geachtet werden und im religiös-weltanschaulichen Sinne „rein“ sind; „rein“ sind Frauen nach islamischer Vorstellung vor dem ersten Geschlechtsverkehr und wenn sie das Alter erreichen, indem sie keine Kinder mehr gebären können (Koen, 1986; Schwalm, 1995, zitiert nach Assion, 2004). Einleitung 16 1.10 Geschichte der Arbeitsmigration aus der Türkei nach Deutschland Nach dem zweiten Weltkrieg, in der Zeit von 1955-1968 (Kolinsky, 1996), schloss Deutschland mit acht Ländern ein Anwerbeabkommen: Italien (1955), Spanien (1960), Griechenland (1960), Türkei (1961), Marokko (1963), Portugal (1964), Tunesien (1965) und mit dem ehemaligen Jugoslawien (1968) (Geiselberger, 1972; Kolinsky, 1996; Goldberg et al., 2004; Terkessidis, 2000). Ziel war es, mit den Arbeitskräften den Wiederaufbau und die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland zu unterstützen. Die Arbeitskräfte aus dem Ausland wurden bis in die Mitte der 1970er Jahre angeworben (David und Borde, 2001). Die staatlich geregelte Entsendung von Arbeitskräften war deshalb im Interesse der Türkei, da sich die neue Regierung nach dem (Abadan-Unat, 1976; Hale, 1981) Putsch der Regierung Menderes im Mai 1960 (Akkaya et al., 1998; Ekin und Singler, 1997; Steinbach, 2001; Abadan-Unat, 1976; Hale, 1981) wirtschaftspolitisch neu orientieren wollte. Sie hatte zum Ziel, die zu diesem Zeitpunkt schlechte Wirtschaftslage mit Hilfe von wirtschaftlicher Planung zu beseitigen. In diesem Zusammenhang wurde noch im selben Jahr (1960) die staatliche Planungsorganisation (Abadan-Unat, 1976; Hale, 1981) (Devlet Planlama Teşkilatı) (Steinbach, 2001; Şen, 1991; Akkaya et al., 1998) ins Leben gerufen, welche die Aufgabe hatte, die soziale und wirtschaftliche Entwicklung der Türkei zu koordinieren und zu gestalten. Die wichtigsten Ziele dieser Wirtschaftspolitik, die im Rahmen von Fünfjahresplänen verwirklicht werden sollten, waren die Auslandsschulden abzubauen, die Industrie voranzutreiben und genügend Arbeitsplätze zu schaffen (Abadan-Unat, 1976; Hale, 1981). Der erste Fünfjahresplan für den Zeitraum von 1963 bis 1967 trat am 3. Dezember 1962 in Kraft (Şen, 1991). In ihm wurden bevölkerungspolitische Ziele gesetzt, die eine Verzögerung des Bevölkerungswachstums bewirken und den Arbeitskräfteüberschuss exportieren sollten. Die Leitgedanken der Planer waren, dass unqualifizierte Arbeitskräfte, die ins Ausland entsendet wurden, eine berufliche Qualifikation erhielten (know-how), die mittelbar der zukünftigen Industrialisierung in der Türkei dienlich ist (Abadan-Unat, 2005). Einleitung 17 In der Absicht, diese Ziele zu verwirklichen, schloss die türkische Regierung binnen der folgenden Jahre weitere Abkommen mit Österreich, Holland, Belgien, Frankreich und Schweden (Abadan-Unat, 2005). Als nun im Oktober 1961 der Anwerbevertrag zwischen der deutschen und der türkischen Regierung geschlossen wurde (Özkan, 1992; Matter, 1992; SeidelPielen, 1995; Abadan-Unat, 1976), war fortan die zentrale Anlaufstelle für die Vermittlung türkischer Arbeitnehmer die deutsche Verbindungsstelle in Istanbul. Es bestand aber auch die Möglichkeit, eigenständig auf Arbeitsplatzsuche zu gehen und anschließend eine Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung zu beantragen (David und Borde, 2001). Die türkische Regierung verhielt sich von Anfang an passiv und übte keinen Einfluss auf die Arbeitnehmerauswahl und die Entsendestaaten aus. Sie lockerte die Rahmenbedingungen, um den Wünschen und Bedürfnissen der westlichen Aufnahmestaaten entgegenzukommen (Akkaya et al., 1998). Dies brachte mit sich, dass z.B. viele der im deutschen Steinkohlebergbau, im Ruhrgebiet eingesetzten türkischen Arbeitskräfte hoch qualifizierte Fachkräfte waren, die aus der Bergbauregion der Türkei um Zonguldak stammten (Werth, 2003). Weil qualifizierte Arbeitskräfte aus der Bergbauregion um Zonguldak abwanderten, setzte sich die damalige Regierung in ihrer Migrationspolitik zum Ziel, diese Abwanderung zu verhindern (Akkaya et al., 1998). Alle Abkommen basierten auf dem „Rotationsprinzip“, das beinhaltete, dass die Arbeitskräfte für die Zeit von einem Jahr ins Ausland gehen und danach in ihr Herkunftsland zurückkehren (Abadan-Unat, 2005). Die Arbeitnehmer gingen selbst wohl auch davon aus, dass sie nur kurzfristig im Ausland arbeiten würden (Özkan, 1992; Ostermann, 1990). Sie beabsichtigten damals, möglichst frühzeitig und möglichst viel Geld zu verdienen (Ostermann, 1990). In Befragungen kam heraus, dass die türkischen Arbeitnehmer meistens aus ökonomischen Gründen ins Ausland gingen (Güç, 1990; Özkan, 1992). So kamen in den Anfängen der Ausländerbeschäftigung meist ledige oder verheiratete Männer, die ihre Familien im Herkunftsland zurückließen (Ostermann, 1990). Die Mehrzahl der türkischen Arbeitnehmer samt ihrer Familien, die heutzutage in der Bundesrepublik Deutschland leben, stammt aus ländlichen Regionen der Türkei (Haas, 1986). Ihrer Migration ins Ausland ging eine Binnenwanderung Einleitung 18 innerhalb der Türkei voraus. Bevor sie durch deutsche Unternehmen rekrutiert wurden, wohnten und lebten sie zunächst zwei bis drei Jahre in den Großstädten wie Istanbul, Ankara oder Izmir (Goldberg et al., 2004). Ehe sie jedoch ins Ausland migrieren konnten (Weßling, 1991), wurde ihr gesundheitlicher Zustand durch Anwerbekommissionen (Theilen, 1984; Schöning-Kalender, 1984; Weßling, 1991), die zwischen 1961 und 1973 in der Türkei eingerichtet wurden, gründlich überprüft. Damit sollte eine positive Selektion sichergestellt werden, d.h. es sollten nur geeignete Arbeitskräfte vermittelt werden, mithin solche, von denen angenommen wurde, dass sie den Arbeitsanforderungen im Industriealltag gewachsen seien (Weßling, 1991). Zudem sollte mit den Eignungsuntersuchungen sichergestellt werden, dass keine Seuchen in die BRD eingeschleppt wurden (Reeg, 1990; Weßling, 1991; Geiselberger, 1972). Nichtsdestotrotz waren die Tätigkeiten, die den angeworbenen Arbeitskräften zugewiesen wurden, am schlechtesten bezahlt, am wenigsten sozial abgesichert, und sie befanden sich sozial auf unterster Stufe (Ostermann, 1990). Ihr Arbeitsleben war zumeist intensiv, schwer und belastend (Theilen, 1984; Bade, 1994). Offiziell wurde das damit begründet, dass die angeworbenen Arbeitskräfte über geringe Sprachkenntnisse verfügten und es in ihrem Heimatland ein niedriges Einkommensniveau gab (Ostermann, 1990), und sie nur für eine begrenzte Zeit in der BRD beschäftigt sein würden (Zink und Korporal, 1990; Ostermann, 1990). Im November 1973 -es befanden sich 910.500 Türken in der Bundesrepublikerging seitens der Bundesregierung ein Anwerbestopp für Ausländer aus NichtEG-Mitgliedsstaaten. Dieser war die Folge der Ölpreisexplosion im Herbst 1973 und der danach sichtbar werdenden Rezession (Goldberg et al., 2004). Daraufhin kam es zu einem verstärkten Familiennachzug in die BRD (Şen, 1991; Ete, 2002; Kellnhauser und Schewior-Popp, 1999; Ostermann, 1990). Die hier lebenden Migrantenfamilien ließen sich dauerhaft nieder. Sie waren vielen Problemen ausgesetzt, wie einer schlechten Wohnsituation, dem Nichtvorhandensein von Angeboten im Sozial- und Gesundheitsbereich und Beratungsdiensten, sowie geeigneter Freizeitmöglichkeiten. Daneben waren die Schulen auf die große Anzahl von ausländischen Kindern nicht ausreichend vorbereitet. Mitte der 70er Jahre versuchte man zwar die Lebensbedingungen Einleitung 19 der Migrantenfamilien zu verbessern, diese Maßnahmen hatten allerdings als Modell- oder Einzelprojekt geringe Breitenwirkung (Ostermann, 1990). Auch wenn eine Entwicklung der BRD zu einem Einwanderungsland stattgefunden hat (Collatz, 1992; Weßling, 1991), wurde dieser Status quo von offizieller Seite nicht anerkannt (Bade, 1994; Ostermann, 1990). Nur so lässt sich nach Ostermann (1990) „wohl erklären, dass das Gesundheitswesen, welches auch bei der Auswahl der anzuwerbenden Arbeitnehmer eine Rolle spielte, bis heute auf die spezifischen Probleme der ausländischen Migranten seien es die Sprachbarrieren, seien es die unterschiedlichen Krankheitskonzepte- nicht genügend eingegangen ist“. 1.11 Mögliche Probleme unterschiedlicher Krankheitsvorstellungen im deutschen Gesundheitswesen Klassische Missverständnisse entstehen z.B. aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen über die Krankheit. Ausländische Patienten definieren ihren Krankheitsbeginn z.B. erst dann, wenn zum ersten Mal Beschwerden auftreten. Falls der deutsche Arzt oder Psychotherapeut bemüht ist, eine weiter zurückliegende (Özelsel, 1990) Anamnese durchzuführen, kommt es häufig vor, dass der ausländische Patient das als Misstrauen hinsichtlich seiner Angaben zum Krankheitsbeginn wertet (Becker et al., 1998; Özelsel, 1990). Es kann auch vorkommen, dass der ausländische Patient Wichtiges zu den Beschwerden verschweigt, um die Fähigkeiten und das Können des Arztes oder Psychotherapeuten zu testen. Dagegen empfindet dieser das möglicherweise als mangelndes Vertrauen und als geringe Bereitschaft mitzuarbeiten. Da viele türkische Patienten die Auffassung haben, dass die Krankheit den ganzen Körper befällt und nicht organspezifisch wirkt, könnten ihre Aussagen für den deutschen Arzt als ungenau und für die Diagnose als unbrauchbar gewertet werden. Auf diese Weise kann es geschehen, dass dieser das geistige Niveau der Patienten geringschätzt. Der Patient dagegen könnte den Arzt als unfähig empfinden, da er spezifisch fragt und nicht darauf eingeht und versteht, dass der Patient als ganze Person leidet (Özelsel, 1990). Hier kann es auch zu Fehldiagnosen seitens des Arztes kommen, bei denen zusätzlich die Gefahr Einleitung 20 besteht, dass eine Erkrankung chronisch wird oder dass man von einem Arzt zum nächsten geht („doctor shopping“) (Ostermann, 1990). Es kommt auch häufig vor, dass türkische Patienten ihre Symptome mit der Krankheit gleichsetzen (Straube, 1992; Grottian, 1991; Özelsel, 1990). Dementsprechend nehmen sie beim Verschwinden der Symptome an, geheilt zu sein (Becker et al., 1998; Bay et al., 1993; Özelsel, 1990), und setzen von sich aus Medikamente ab oder begehen einen Therapieabbruch (Özelsel, 1990). Das Vertrauen des ausländischen Patienten in die westliche Medizin ist sehr groß (Schmeling-Kludas et al., 2000; Bay et al., 1993). Es besteht oft die unrealistische Erwartung mittels einer kurzfristigen ärztlichen Behandlung geheilt zu werden (Schmeling-Kludas et al., 2000; Becker et al., 1998; Bay et al., 1993; Theilen, 1985). Ist das nicht der Fall, kann das Vertrauen schnell der Skepsis weichen. Die Folge sind Behandlungsabbrüche oder magische Behandlungsversuche, die zu einer non-compliance führen. Entgegen unserem Verständnis ist die Gefahr hierfür besonders groß, wenn eine gute Arzt-Patienten-Beziehung vorliegt, denn wenn die Krankheit trotz bester Voraussetzungen wie einem guten Arzt, den modernsten Apparaturen und Medikamenten weiterhin besteht, wird man eventuell vermuten, sie habe keine natürliche Ursache. Deswegen kann es sein, dass man parallel zur Behandlung beim Arzt z.B. einen Heiler des Herkunftslandes hinzuzieht, was man dem Arzt nicht mitteilen würde, um ihn nicht zu desillusionieren (Zimmermann und Petrykowski, 1983). Aufgrund Letzterem und weil sich einige Patienten vermutlich scheuen anzugeben, dass sie traditionelle Heilinstanzen aufsuchen, vermutet Zimmermann (2000) eine Dunkelziffer bei ihrer Inanspruchnahme. Dieses Phänomen betrifft auch somatische Fachgebiete, wie z.B. die Neurologie, wo gezeigt werden konnte (Kavuk et al. 2004 und 2006), dass insbesondere die erste Generation der türkischen Migranten häufiger unter chronischen Kopfschmerzen leiden und im Rahmen nicht-medikamentöser Therapieverfahren (z.B. Akupunktur, Muskelrelaxation nach Jacobson) auch wegen Kopfschmerzen traditionelle Heilinstanzen aufsuchen. Einleitung 21 1.12 Psychoseerkrankungen Der Leidensdruck und der nicht sichtbare Behandlungserfolg könnten bei dieser Form der Erkrankung so hoch sein, dass diese Patienten sich im Vergleich zu anderen psychiatrischen Patienten den häufiger Heilpraktiken der Volksmedizin zuwenden. Insbesondere nehmen die türkischen Patienten bei der Symptomatik dieser Erkrankung im Vergleich zu anderen psychiatrischen Erkrankungen vermutlich öfter an, dass magische Kräfte die Ursache sind (siehe Abschnitt 1.8: Krankheitsverständnis und Krankheitskonzepte türkischer Migranten). Um dies zu verdeutlichen, sollen nachfolgend die Psychoseerkrankungen kurz beschrieben werden. Im ICD-10 befinden sich die Psychoseerkrankungen in der Kategorie F2 Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen. Unter dieser werden die Schizophrenie (F20), die schizotype Störung (F21), anhaltende wahnhafte Störungen (F22), akute vorübergehende psychotische Störungen (F23), die induzierte wahnhafte Störung (F24), schizoaffektive Störungen (F25), sonstige nichtorganische psychotische Störungen (F28) und die nicht näher bezeichneten nichtorganischen Psychosen (F29) subsumiert. Im engeren Sinne verstehen wir unter Psychoseerkrankungen die Schizophrenie und ihre Unterformen, die schizotype Störung sowie die wahnhaften Störungen. Die schizophrenen Störungen sind meist durch charakteristische und grundlegende Störungen von Wahrnehmung und Denken sowie verflachter oder inadäquater Affektivität gekennzeichnet. Im Allgemeinen sind die Bewusstseinsklarheit und die intellektuellen Fähigkeiten nicht beeinträchtigt. Es kann jedoch im Laufe der Zeit zu kognitiven Defiziten kommen. Wichtige psychopathologische Phänomene sind: Gedankenlautwerden, Gedankenentzug oder Gedankeneingebung, Gedankenausbreitung, Kontrollwahn, Beeinflussungswahn, Wahnwahrnehmungen, kommentierende oder dialogische Stimmen, Denkstörungen und Negativsymptome. Unterformen der Schizophrenie sind die paranoide, die hebephrene, die katatone und die undifferenzierte Schizophrenie, die postschizophrene Einleitung 22 Depression, das schizophrene Residuum, Schizophrenia simplex und die sonstigen und nicht näher bezeichneten Schizophrenien. Die schizotype Störung geht einher mit exzentrischem Verhalten und schizophren wirkenden Anomalien des Denkens und der Stimmung. Es treten aber keine charakteristisch schizophrenen Symptome auf. Jedes der folgenden Merkmale können auftreten: Affekt, der den Patienten kalt erscheinen lässt, seltsames und exzentrisches Verhalten, Tendenz zu sozialem Rückzug, seltsame Glaubensinhalte, magisches Denken, paranoide Ideen oder Misstrauen, zwanghaftes Grübeln, ungewöhnliche Wahrnehmungserlebnisse mit Körpergefühlsstörungen, Denken und Sprache vage, quasipsychotische Episoden, die gelegentlich vorübergehen. Diese Episoden gehen einher mit intensiven Illusionen, akustischen oder anderen Halluzinationen und wahnähnlichen Ideen. Vereinzelt kann es zu der Entwicklung einer eindeutigen Schizophrenie kommen. Ein eindeutiger Beginn ist nicht feststellbar; die Entwicklung und der Verlauf kommen der Persönlichkeitsstörung gleich. Die wahnhafte Störung ist gekennzeichnet durch die Entwicklung einer Wahnidee oder mehrerer Wahninhalte, die sich aufeinander beziehen. Sie dauern generell lange an, manchmal sogar ein Leben lang. Die Wahninhalte können sehr verschieden sein. Oft liegt ein Verfolgungswahn, ein Größenwahn, ein hypochondrischer Wahn, ein Eifersuchtswahn, ein Querulantenwahn oder ein Wahn, der sich auf den Körper der betreffenden Person bezieht, (Vorstellung, er sei deformiert oder rieche schlecht), vor (ICD-10, 2000). Vor dem Hintergrund der dargestellten Zusammenhänge lassen sich die folgenden Erwartungen formulieren: Weil in ländlichen Gebieten Defizite in der Schulbildung und der medizinischen Versorgung bestehen, kann erwartet werden, dass parallel zur Schulmedizin häufiger mystisch-traditionelle genommen werden. Heiler (Hodscha/Wahrsager) in Anspruch Einleitung 23 Weil ältere Menschen besser mit den Traditionen ihres Heimatlandes vertraut sind, kann erwartet werden, dass parallel zur Schulmedizin häufiger mystischtraditionelle Heiler in Anspruch genommen werden. Weil Migranten, die noch nicht so lange in Deutschland leben, vermutlich mehr an ihren Traditionen festhalten, als solche, die länger in Deutschland leben, kann erwartet werden, dass auch bei dieser Gruppe parallel zur Schulmedizin häufiger mystisch-traditionelle Heiler in Anspruch genommen werden. Weil Männer der traditionellen Rolle gemäß für das Erzielen von Einkünften zuständig sind und dementsprechend über die finanziellen Mittel verfügen, kann erwartet werden, dass sie häufiger mystisch-traditionelle Heiler in Anspruch nehmen. Weil bei der Symptomatik der Psychoseerkrankungen die türkischen Patienten öfter eine magische Ursache vermuten, kann erwartet werden, dass parallel zur Schulmedizin häufiger mystisch-traditionelle Heiler (Hodscha/Wahrsager) in Anspruch genommen werden. Weil gläubige Menschen tendenziell eher auf magische Zusammenhänge rekurrieren, kann erwartet werden, dass sie parallel zur Schulmedizin häufiger mystisch-traditionelle Heiler in Anspruch nehmen. Weil bei einer psychisch gesunden Vergleichsgruppe im Gegensatz zu psychisch Kranken kein Leidensdruck vorhanden ist, kann erwartet werden, dass eine Vergleichsgruppe weniger häufig einen mystisch-traditionellen Heiler in Anspruch nimmt. Methodik 24 2. Methodik 2.1 Auswahl der Stichprobe Eine anfallende Stichprobe wurde in Deutschland, in den Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen, in der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, erhoben. Diese Stichprobe bestand aus 177 psychiatrischen Patienten. Davon waren 33 stationäre Patienten und 144 ambulante Patienten, die sich zu Einzelgesprächen in die „Ambulanz“ der Psychiatrischen Klinik in Gelsenkirchen begeben hatten. Die Begleiter dieser Patienten, insgesamt 44, waren zu dem Zeitpunkt nicht akut krank und dienen hier im Rahmen der Untersuchung als psychisch gesunde Vergleichsgruppe. Zusätzlich wurde eine weitere Stichprobe aus 85 ambulanten psychiatrischen Patienten in der Türkei, in der Klinik für Psychiatrie der TechnischenSchwarzmeer Universität Trabzon (Karadeniz Teknik Üniversitesi), erhoben. Ausschlusskriterium der Untersuchung war eine geistige Behinderung. 2.2 Erhebungsinstrumente Für die Untersuchung wurde ein Erhebungsbogen entwickelt (siehe Anhang) mit dem folgende Bereiche erfasst wurden: I. Angaben zur Person II. Schulbildung, Ausbildung und Beruf III. Familie und Herkunft IV. Religiosität/Vorstellung über Religion V. Volksmedizinische Vorstellungen VI. Diagnosen Der Schwerpunkt des Bogens lag auf der Erfragung volksmedizinischer Vorstellungen. Dabei ging es insbesondere um den Kontakt, die Häufigkeit des Kontakts, Gründe zum Aufsuchen des Hodschas (Korankundiger) und/oder des Methodik 25 Wahrsagers, die Ratschläge, die vom Hodscha/Wahrsager gegeben wurden und die subjektiv empfundene Wirksamkeit dieser Ratschläge. Der Fragebogen enthält insgesamt 51 items und wurde in 2 Versionen (deutsch/türkisch) angefertigt (siehe Anhang). In der Untersuchung wurde lediglich die türkische Version des Fragebogens für die Patienten verwendet. Der Fragebogen, der in Deutschland angewendet wurde, enthält zusätzlich zu den 51 items 4 items, bei denen es unter anderem um die Dauer des Aufenthalts in Deutschland sowie die psychiatrische Vorgeschichte des Patienten geht. 2.3 Ablauf der Untersuchung Die Datenerhebung erfolgte, wie bereits erwähnt, in jeweils einer psychiatrischen Klinik in Deutschland und in der Türkei. Alle Probanden haben unter der Voraussetzung vollständiger Anonymität freiwillig den Fragebogen ausgefüllt. Der Zeitraum der Untersuchung erstreckte sich in der Türkei von September 2002 bis Februar 2003, in Deutschland parallel von September 2002 bis Juli 2004. 2.4 Auswertung Die statistische Auswertung erfolgte mit Hilfe der Version 11.0 des Statistical Package for the Social Sciences (SPSS for Windows). Zur Bewertung der Zusammenhänge zwischen ausgewählten Variablen wurden in Abhängigkeit vom Datenniveau verschiedene Verfahren der Inferenzstatistik verwendet. Für nominalskalierte Variablen wurde der Chi-Quadrat-Test für unabhängige Stichproben oder der Exakte Test nach Fisher und für intervallskalierte Variablen wurde der t-Test für unabhängige Stichproben angewendet. Die Varianzhomogenität als Voraussetzung für den t-Test wurde mit dem Levene-Test überprüft. Ergebnisse 26 3. Ergebnisse 3.1 Beschreibung der Stichproben 3.1.1 Alter Die Probanden (Pbn) insgesamt waren zum Zeitpunkt der Erhebung im Schnitt 38,8 Jahre alt (sd=10,36) (Abb.2.2.1). Die Pbn aus der Türkei waren mit durchschnittlich 36 Jahren (sd=9,3) geringfügig jünger als die Probanden der drei Gruppen (ambulant/stationär/Vergleichsgruppe) aus Deutschland (Tab.2.2.1). Tab. 3.1.1: Durchschnittliches Alter der Untersuchungsgruppen. Gruppe Deutschland ambulant Deutschland stationär Deutschland Vergleichsgruppe Patienten aus der Türkei Alter (Jahre) Alter (Jahre) Mittelwert Standardabweichung Minimum Maximum 39,8 10,1 17 64 40,9 8,8 27 57 39,6 13,0 17 65 36,0 9,3 19 62 Alter (Jahre) Alter (Jahre) 70 60 50 40 30 20 Std.abw. = 10,36 10 Mittel = 38,8 N = 306,00 0 15,0 25,0 20,0 35,0 30,0 45,0 40,0 55,0 50,0 65,0 60,0 Alter Abb. 3.1.1: Histogramm der gesamten Pbn (n= 306) für die Variable Alter. Ergebnisse 27 3.1.2 Geschlecht Von den insgesamt n=306 Probanden war die Mehrheit mit knapp 55 % weiblichen Geschlechts. In allen Patientengruppen überstieg der Anteil der Frauen den Anteil der Männer. Nur in der Vergleichsgruppe, die wie bereits oben erwähnt aus den Begleitern der Patienten besteht, waren zwei Drittel der Pbn (70,5%) Männer. Das rührt daher, dass weibliche Patientinnen in der Regel von Männern begleitet werden, Männer als Patienten aber eher allein in die Klinik kommen. Tab. 3.1.2: Geschlechterverteilung in den Untersuchungsgruppen. Gruppe * Geschlecht - Kreuztabelle Geschlecht Gruppe Anzahl Weiblich 82 männlich 62 Gesamt Deutschland ambulant % von Gruppe 56,9% 43,1% 100,0% Deutschland stationär Anzahl 18 15 33 % von Gruppe 54,5% 45,5% 100,0% Deutschland Vergleichsgruppe Patienten aus der Türkei Anzahl 13 31 44 % von Gruppe 29,5% 70,5% 100,0% Anzahl 54 31 85 % von Gruppe 63,5% 36,5% 100,0% Anzahl 167 139 306 % von Gruppe 54,6% 45,4% 100,0% Gesamt 144 3.1.3 Familienstand Der überwiegende Teil der Pbn war zum Zeitpunkt der Erhebung mit 79,9 % verheiratet. Betrachtet man die einzelnen Gruppen (Tab. 3.1.3), kann man sehen, dass ein weiterer großer Prozentsatz an Pbn ledig ist, am größten ist der Prozentanteil mit 29,8 % bei den Patienten aus der Türkei. Lediglich bei den stationären Patienten aus Deutschland ist die zweitgrößte Mehrheit der Pbn getrennt lebend (9,4%). Ergebnisse 28 Tab. 3.1.3: Familienstand in den Untersuchungsgruppen. Gruppe * Familienstand - Kreuztabelle Gruppe Deutschland ambulant Deutschland stationär Deutschland Vergleichsgruppe Patienten aus der Türkei Gesamt Anzahl % von Gruppe Anzahl % von Gruppe Anzahl % von Gruppe Anzahl % von Gruppe Anzahl % von Gruppe Familienstand verheiratet getrennt geschieden 125 5 5 ledig 9 verlobt 0 6,3% ,0% 86,8% 3,5% 1 0 27 3,1% ,0% 5 Gesamt verwitwet 0 144 3,5% ,0% 100,0% 3 0 1 32 84,4% 9,4% ,0% 3,1% 100,0% 0 38 0 1 0 44 11,4% ,0% 86,4% ,0% 2,3% ,0% 100,0% 25 1 53 3 2 0 84 29,8% 1,2% 63,1% 3,6% 2,4% ,0% 100,0% 40 1 243 11 8 1 304 13,2% ,3% 79,9% 3,6% 2,6% ,3% 100,0% 3.1.4 Anzahl der Kinder Im Schnitt hatten die Befragten zum Zeitpunkt der Erhebung 2-3 Kinder. Das Minimum lag bei den Befragten aus Deutschland bei 0 Kindern, bei denen aus der Türkei bei 1 Kind. Das Maximum lag bei 10 Kindern. Tab. 3.1.4: Durchschnittliche Anzahl der Kinder in den Untersuchungsgruppen. Gruppe Deutschland ambulant Deutschland stationär Deutschland Vergleichsgruppe Patienten aus der Türkei Anzahl der Kinder Anzahl der Kinder Anzahl der Kinder Anzahl der Kinder Mittelwert Standardabweichung Minimum Maximum 2,4 1,6 0 7 3,0 2,1 0 10 2,2 1,6 0 7 2,9 1,5 1 10 Ergebnisse 29 3.1.5 Wohndauer Die Befragten lebten durchschnittlich 15,6 bis 18,0 Jahre an ihrem jeweiligen Wohnort. Das Minimum der Wohndauer lag bei 0 Jahren, das Maximum bei 42 Jahren. Tab. 3.1.5: Durchschnittliche Wohndauer für den jeweiligen Wohnort, den die Pbn angegeben hatten. Gruppe Deutschland ambulant Deutschland stationär Deutschland Vergleichsgruppe Patienten aus der Türkei Mittelwert Standardabweichung Minimum Maximum Seit wie viel Jahren leben Sie an Ihrem jetzigen Wohnort? 15,6 11,7 0 40 ’’ 15,9 10,9 0 33 ’’ 17,7 12,0 1 34 ’’ 18,0 11,9 1 42 3.1.6 Herkunftsort Knapp über die Hälfte der Befragten (n=154) sind in dörflicher Umgebung aufgewachsen. Rund 37 % (n=114) wuchsen in der Großstadt auf und nur 12 % (n=38) gaben an, in der Kleinstadt aufgewachsen zu sein. Damit bilden die in Dörfern und Großstädten aufgewachsenen Personen den größten Anteil der Befragten. Ergebnisse 30 Tab. 3.1.6: Häufigkeiten für die Herkunftsorte Großstadt, Kleinstadt und Dorf/ländlich in den Untersuchungsgruppen. Gruppe * Wo sind sie aufgewachsen - Kreuztabelle Wo sind sie aufgewachsen Großstadt Gruppe Deutschland ambulant Anzahl Kleinstadt Gesamt Dorf/ländlich 57 19 68 144 18,6% 6,2% 22,2% 47,1% 13 3 17 33 % von Gruppe 4,2% 1,0% 5,6% 10,8% Deutschland Anzahl Vergleichsgruppe % von Gruppe 17 6 21 44 5,6% 2,0% 6,9% 14,4% 27 10 48 85 8,8% 3,3% 15,7% 27,8% 114 38 154 306 37,3% 12,4% 50,3% 100,0% % von Gruppe Deutschland stationär Patienten aus der Türkei Anzahl Anzahl % von Gruppe Gesamt Anzahl % von Gruppe 3.1.7 Schulbildung Nicht alle Bildungsniveaus waren gleichmäßig vertreten. Von den n= 306 befragten Personen gaben etwa 63% (n=194) an, die Grundschule oder die Mittelschule beendet zu haben. Knapp ein Fünftel der Befragten (19,6%) haben das Gymnasium besucht und rund 7% gaben an, die Hochschule beendet zu haben. Demgegenüber war der Anteil derer, die gar keine Schule besucht hatten, mit 9% (n=28) relativ hoch. Tab. 3.1.7: Häufigkeiten zum Bildungsniveau der Pbn. Welche Schule haben Sie beendet Gültig bin nicht hingegangen Häufigkeit 28 Prozent 9,2 Kumulierte Prozente 9,2 Sonderschule 3 1,0 10,1 Volksschule/Grundschule 107 35,0 45,1 Hauptschule/Mittelschule 87 28,4 73,5 60 19,6 93,1 Universität/ Hochschule 21 6,9 100,0 Gesamt 306 100,0 Gymnasium/Berufsschule Ergebnisse 31 3.1.8 Aktueller Beruf Die Mehrheit der befragten Personen gehört mit rund 32% (n=100) zur Kategorie Hausfrau/Hausmann/keine Tätigkeit. Rund 20% gaben an, arbeitslos zu sein. Zusammengenommen gehören über 50% (n=165) zur Kategorie Hausfrau/Hausmann/keine Tätigkeit und arbeitslos. Dagegen sind 18% in Vollzeit berufstätig und ein Zehntel aller Befragten (11,1%) Rentner. Tab. 3.1.8: Häufigkeiten für den aktuellen Beruf der gesamten Stichprobe. Aktueller Beruf Gültig in Ausbildung Häufigkeit 7 Prozent 2,3 Kumulierte Prozente 2,3 Vollzeit berufstätig 56 18,3 20,6 Beamter 20 6,5 27,1 krankgeschrieben seit 1-6 Wochen 4 1,3 28,4 krankgeschrieben seit 2-6 Monaten 5 1,6 30,1 Krankgeschrieben länger als 6 Monate 15 4,9 35,0 Rentner 34 11,1 46,1 Arbeitslos 65 21,2 67,3 Hausfrau/ Hausmann/ keine Tätigkeit 100 32,7 100,0 Gesamt 306 100,0 3.1.9 Familiäre Herkunft Von den Patienten aus Deutschland (n=177) gaben die meisten als Beruf des Vaters oder der Mutter „Arbeiter in Festanstellung“ an (ambulant 56,3% und stationär 45,5%). Ein weiterer großer Teil dieser Patienten gab als Beruf des Vaters/der Mutter die Landwirtschaft an (ambulant 30,6% und stationär 42,4%). Dagegen gaben von den n=85 Patienten aus der Türkei 67% (n=57) an, dass ihre Eltern Beamte (n=28) oder in der Landwirtschaft (n=29) tätig waren. Ergebnisse 32 Tab. 3.1.9: Häufigkeiten für die Soziale Stellung und den Beruf der Eltern in den Patientengruppen. Soziale Stellung und Beruf des Vaters oder der Mutter * Gruppe – Kreuztabelle Gruppe Soziale Stellung und Beruf des Vaters oder der Mutter Deutschland stationär 0 Patienten aus der Türkei 4 Gesamt ohne festen Erwerb Anzahl Deutschland ambulant 2 % von Gruppe 1,4% ,0% 4,7% 2,3% Landwirtschaft Anzahl 44 14 29 87 % von Gruppe 30,6% 42,4% 34,1% 33,2% Saisonarbeiter/ Aushilfstätigkeit Anzahl 3 2 1 6 % von Gruppe 2,1% 6,1% 1,2% 2,3% Arbeiter in Festanstellung Anzahl 81 15 12 108 % von Gruppe 56,3% 45,5% 14,1% 41,2% Handwerker/ Selbständiger Anzahl 4 1 8 13 % von Gruppe 2,8% 3,0% 9,4% 5,0% Beamter Anzahl 9 1 28 38 % von Gruppe 6,3% 3,0% 32,9% 14,5% Anzahl 1 0 3 4 % von Gruppe ,7% ,0% 3,5% 1,5% Anzahl 144 33 85 262 % von Gruppe 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% Leitende Position Gesamt 6 3.1.10 Diagnosen Die türkischen Patienten wurden in Deutschland und in der Türkei von jeweils zwei Psychiatern untersucht und nach dem ICD-10 diagnostiziert. Die Einzeloder Mehrfachdiagnosen der insgesamt 262 Patienten lassen sich vier ICDGruppen zuordnen. Die Mehrzahl der Patienten (52%) haben eine affektive Störung, 28% eine Angststörung und bei knapp 23% wurde die Diagnose Schizophrenie gestellt. 3% aller Patienten Verhaltensstörung induziert durch Alkohol auf. weisen eine psychische Ergebnisse 33 Tab. 3.1.10: Häufigkeitsangaben der Patienten für die ICD-Gruppen F10.0, F20, F30 und F40 . Gruppe Deutschland ambulant psych. Verhaltensstörung d. Alkohol F 10.0 Schizophrenie etc. F20 Affekt. Störungen F30 Angststörungen F40 Anzahl % von F 10.0 Anzahl % von F20 Anzahl % von F30 Anzahl % von F40 Gesamt Deutschland stationär 3 37,5% 26 44,1% 79 58,1% 50 67,6% Patienten aus der Türkei 0 ,0% 9 15,3% 17 12,5% 9 12,2% 5 62,5% 24 40,7% 40 29,4% 15 20,3% 8 100,0% 59 100,0% 136 100,0% 74 100,0% 3.2 Stichprobenbeschreibung der Patienten aus Deutschland Bei den Patienten aus Deutschland gilt anzumerken, dass ihnen zusätzliche Fragen gestellt wurden, die bedingt sind durch ihre Migrantenstellung bzw. dadurch, dass sie Abkömmlinge dieser sind. 3.2.1 Generation Von den befragten Personen stammen jeweils annähernd 50% aus der ersten und zweiten in Deutschland lebenden Generation. N=84 (47,5%) gaben an, in der ersten und n=92 Pbn (52%) gaben an, in der zweiten Generation in Deutschland zu leben. Lediglich 1 Befragter stammte aus der 3. Generation. Tab. 3.2.1: Generationszugehörigkeit der Patienten aus Deutschland. In welcher Generation leben Sie in Deutschland Gültig 1.Generation Häufigkeit 84 Prozent 47,5 Gültige Prozente 47,5 2.Generation 92 52,0 52,0 3.Generation 1 0,6 0,6 177 100,0 100,0 Gesamt Ergebnisse 34 3.2.2 Aufenthaltsdauer Die Patienten (n=177) leben im Schnitt seit 23,23 Jahren (sd=9,721) in Deutschland. Das Minimum liegt bei 1 Jahr, das Maximum bei 39 Jahren Aufenthaltsdauer in Deutschland. Tab. 3.2.2: Durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Patienten in Deutschland. Deskriptive Statistik Seit wie vielen Jahren leben Sie in Deutschland? n Minimum Maximum Mittelwert Standardabweichung 177 1 39 23,23 9,721 25 Anzahl 20 15 10 5 10 20 30 Seit wieviel Jahren leben Sie in Deutschland Abb. 3.2.1 Histogramm der Patienten für die Variable Aufenthaltsdauer in Deutschland Ergebnisse 35 3.3 Inanspruchnahme von Volksmedizin In dieser Arbeit sollte vorrangig untersucht werden, inwieweit türkische Patienten aus Deutschland und aus der Türkei mystisch-traditionelle Heiler des volksmedizinischen Sektors in Anspruch nehmen. Speziell wurde in dieser Untersuchung die Inanspruchnahme eines Hodschas bzw. eines Wahrsagers erfragt. Diese Heiler werden Krankheitsvorstellungen überwiegend aufgesucht und aufgrund magisch-religiöser dementsprechend umfasst ihr Repertoire auch mystisch-traditionelle Heilpraktiken. Aus diesem Grund bezog sich ein großer Teil der in dieser Untersuchung verwendeten Fragebogenitems auf Fragen zum Hodscha und Wahrsager. Es erscheint hier sinnvoll, diese Antworten der Patienten aus Deutschland und aus der Türkei in deskriptiver Form darzustellen. 3.3.1 Hodscha/Hoca Rund 39% der Patienten (n=102) gaben an, schon einmal zu einem Hodscha gegangen zu sein. Dagegen gaben knapp 59% an, noch keinen Hodscha aufgesucht zu haben. Tab. 3.3.1: Häufigkeiten und Prozente der Patienten, die einen Hodscha aufgesucht haben und denen, die diese Frage verneinen bzw. sich enthalten. Kontaktaufnahme Hodscha Gültige Häufigkeit Gültig Fehlend Gesamt Prozent Prozente nein 154 58,8 60,2 ja 102 38,9 39,8 Gesamt 256 97,7 100,0 6 2,3 262 100,0 keine Angabe Ergebnisse 36 Auf die Frage, wann sie zum ersten Mal einen Hodscha aufgesucht haben, antwortete die große Mehrheit der Patienten, dass dieses in den letzten zwei Jahren gewesen sei. 100 Anzahl 75 50 25 0 0 5 10 15 20 Wann sind Sie zum ersten Mal zu einem Hodscha gegangen? Vor wievielen Jahren? Abb. 3.3.1: Histogramm der Patienten für die Variable „Wann sind Sie zum ersten Mal zu einem Hodscha gegangen?“. Die meisten Patienten (n=50), die zu einem Hodscha gegangen sind, taten dies auf Empfehlung eines Familienmitgliedes hin. In n=22 Fällen erhielten sie den Rat von einer anderen, nicht der Familie angehörenden Person und n=28 gingen aus eigenem Antrieb, ohne dass sie den Rat von jemandem erhalten hatten. Ergebnisse 37 Tab. 3.3.2: Häufigkeiten für die Frage „Wer hat Ihnen geraten, einen Hodscha aufzusuchen?“ Wer hat Ihnen geraten, einen Hodscha aufzusuchen? Gültige Häufigkeit Gültig Fehlend Prozent Prozente Niemand, ich selbst 28 10,7 28,0 Familienangehörige 50 19,1 50,0 Andere 22 8,4 22,0 Gesamt 100 38,2 100,0 trifft nicht zu 150 57,3 12 4,6 162 61,8 262 100,0 keine Angabe Gesamt Gesamt Rund 50% der Patienten gaben an, 1-2 Mal zu einem Hodscha gegangen zu sein. Dagegen gaben 22% an, 3-5 Mal einen Hodscha kontaktiert zu haben. Die Kategorie, mehr als 5 Mal bei einem Hodscha gewesen zu sein, wurde von 28% der Patienten angegeben. Tab. 3.3.3: Häufigkeiten für die Frage „Wie häufig haben Sie einen Hodscha kontaktiert?“. Wie häufig haben Sie einen Hodscha kontaktiert? Gültige Häufigkeit Gültig Fehlend Prozente 1-2 mal 49 18,7 49,5 3-5 mal 22 8,4 22,2 mehr als 5 mal 28 10,7 28,3 Gesamt 99 37,8 100,0 151 57,6 12 4,6 163 62,2 262 100,0 trifft nicht zu Keine Angabe Gesamt Gesamt Prozent Ergebnisse 38 N=53 Patienten (57,6%) gaben an, zu 1-2 unterschiedlichen Hodschas gegangen zu sein. In n=39 (42,4%) waren es 3 und mehr unterschiedliche Hodschas, die die Patienten aufgesucht hatten. Tab. 3.3.4: Häufigkeiten für die Frage „Wie viele verschiedene Hodschas haben Sie besucht?“. Wie viele verschiedene Hodschas haben Sie besucht? Gültige Häufigkeit Gültig Fehlend Prozente 1-2 53 20,2 57,6 3 und mehr 39 14,9 42,4 Gesamt 92 35,1 100,0 154 58,8 16 6,1 170 64,9 262 100,0 trifft nicht zu keine Angabe Gesamt Gesamt Prozent Die Begründungen, einen Hodscha aufzusuchen waren sehr unterschiedlich und vielfältig. Dies überrascht nicht vor dem Hintergrund des sehr breiten Spektrums unterschiedlich möglicher Gründe (Tab. 3.3.5). N=59 Patienten gaben als häufigsten Grund an „um mein Leiden zu lindern“, dicht gefolgt von n=55 Patienten mit der Begründung „um meine Krankheit behandeln zu lassen“. Aus Neugierde gegangen zu sein, gaben nur n=6 Patienten an und „zur Unterhaltung“ wurde in keinem Fall genannt. Die Kategorie „weil ich an die Schulmedizin nicht glaube“ wurde mit n=4 ebenfalls in nur sehr wenigen Fällen angegeben. Ergebnisse 39 Tab. 3.3.5: Begründungen für den Gang zum Hodscha Weshalb sind sie zu einem Hodscha gegangen? nein Unheil abwenden Anzahl % Leiden lindern Anzahl % Krankheit behandeln Anzahl % Nichts unversucht lassen Anzahl % Weil ich an die Anzahl Schulmedizin nicht glaube % aus Neugierde Anzahl % zur Unterhaltung Anzahl % Ja Gesamt 70 28 98 71,4% 28,6% 100,0% 39 59 98 39,8% 60,2% 100,0% 43 55 98 43,9% 56,1% 100,0% 68 30 98 69,4% 30,6% 100,0% 94 4 98 95,9% 4,1% 100,0% 92 6 98 93,9% 6,1% 100,0% 98 98 100,0% 100,0% Auf die Frage, was das Besondere am Hodscha gewesen sei, gaben zwei Drittel der Patienten (70%) an, dass der Hodscha gepredigt, ihnen ein Amulett geschrieben und von ihnen Geld bekommen hat. Tab. 3.3.6: Häufigkeiten für die Frage „Was würden Sie sagen war das Besondere am Hodscha?“ Was würden Sie sagen war das Besondere am Hodscha? Gültige Häufigkeit Gültig Hodscha von der Moschee, er hat nur Gebete vorgelesen er hat gepredigt, kein Geld verlangt er hat gepredigt, ein Amulett geschrieben und Geld bekommen Gesamt Fehlend trifft nicht zu Keine Angabe Gesamt Gesamt Prozent Prozente 17 6,5 18,3 11 4,2 11,8 65 24,8 69,9 93 35,5 100,0 155 59,2 14 5,3 169 64,5 262 100,0 Ergebnisse 40 3.3.2 Wahrsager Von den n=262 Patienten gaben n=43 (16,4%) an, schon einmal einen Wahrsager aufgesucht zu haben, n=219 (83,6%) verneinten diese Frage. Von den Patienten, die einen Wahrsager aufgesucht hatten, erhielten n=19 (45,2%) den entsprechenden Rat von einem Familienmitglied, n=13 (31%) von einer anderen Person und n=10 (23,8%) gingen aus eigener Initiative, ohne dass jemand dazu geraten hätte. Tab. 3.3.7: Häufigkeiten für die Kontaktaufnahme eines Wahrsagers. Kontaktaufnahme Wahrsager Häufigkeit Gültig nein ja Gesamt Prozent Gültige Kumulierte Prozente Prozente 219 83,6 83,6 83,6 43 16,4 16,4 100,0 262 100,0 100,0 Tab. 3.3.8: Häufigkeiten für die Frage „Wer hat Ihnen geraten, einen Wahrsager aufzusuchen?“ Wer hat Ihnen geraten, einen Wahrsager aufzusuchen? Gültig Fehlend Kumulierte Prozente Prozente Häufigkeit Prozent Niemand, ich selbst 10 3,8 23,8 23,8 Familienangehörige 19 7,3 45,2 69,0 Andere 13 5,0 31,0 100,0 Gesamt 42 16,0 100,0 219 83,6 1 ,4 220 84,0 262 100,0 trifft nicht zu keine Angabe Gesamt Gesamt Gültige Ergebnisse 41 Ähnlich wie beim Hodscha gaben auch hier die meisten Patienten (57,5%) an, 1-2 Mal einen Wahrsager aufgesucht zu haben. Bemerkenswerterweise lag die Anzahl derer, die angab, einen Wahrsager mehr als 5 Mal aufgesucht zu haben mit n=9 (22,5%) relativ hoch. N=8 (20%) nahmen 3-5 Mal seine Dienste in Anspruch. Mit n=27 (73%) gab die überwiegende Mehrheit an, 1-2 unterschiedliche Wahrsager aufgesucht zu haben. N=10 (27%) suchten 3 und mehr unterschiedliche Wahrsager auf. Tab. 3.3.9: Häufigkeiten für die Frage „Wie häufig haben Sie einen Wahrsager kontaktiert?“. Wie häufig haben Sie einen Wahrsager kontaktiert? Häufigkeit Gültig Gültige Kumulierte Prozente Prozente 1-2 mal 23 8,8 57,5 57,5 3-5 mal 8 3,1 20,0 77,5 9 3,4 22,5 100,0 40 15,3 100,0 219 83,6 3 1,1 222 84,7 262 100,0 mehr als 5 mal Gesamt Fehlend Prozent trifft nicht zu keine Angabe Gesamt Gesamt Tab. 3.3.10: Häufigkeiten für die Frage „Wie viele verschiedene Wahrsager haben Sie besucht?“. Wie viele verschiedene Wahrsager haben Sie besucht? Häufigkeit Gültig Fehlend Kumulierte Prozente Prozente 1-2 27 10,3 73,0 73,0 3 und mehr 10 3,8 27,0 100,0 Gesamt 37 14,1 100,0 219 83,6 6 2,3 225 85,9 262 100,0 trifft nicht zu keine Angabe Gesamt Gesamt Prozent Gültige Ergebnisse 42 Die Begründungen für den Gang zum Wahrsager variierten stark. Die Gründe „um mein Leiden zu lindern“ (n=17) und „um meine Krankheit behandeln zu lassen“ (n=15) wurden am häufigsten genannt. „Nichts unversucht zu lassen“ wurde von n=13 Patienten angegeben. „Aus Neugierde“ gegangen zu sein gaben n=9 Patienten, dagegen „zur Unterhaltung“ nur n=1 Patient an. Die Kategorie „weil es die einzige richtige Methode war“ wurde in keinem Fall genannt. Tab. 3.3.11: Begründungen für den Gang zum Wahrsager. Gründe für den Gang zum Wahrsager Nein um etwas Böses von mir Anzahl fern zu halten % Leiden lindern Anzahl % Krankheit behandeln Anzahl % Nichts unversucht lassen Anzahl % Weil es die einzige Anzahl richtige Methode war % Neugierde Anzahl % Unterhaltung Anzahl % ja Gesamt 33 8 41 80,5% 19,5% 100,0% 24 17 41 58,5% 41,5% 100,0% 26 15 41 63,4% 36,6% 100,0% 28 13 41 68,3% 31,7% 100,0% 40 40 100,0% 100,0% 32 9 41 78,0% 22,0% 100,0% 40 1 41 97,6% 2,4% 100,0% Ergebnisse 43 3.3.3 Praktiken der mystischen Heiler Von den insgesamt n=262 befragten Patienten gaben n=42, also ungefähr ein Sechstel, an, ein Amulett zu tragen. N=198 Patienten verneinten dies und n=22 machten zu dieser Frage keine Angaben. Tab. 3.3.12: Häufigkeiten für die Frage „Tragen Sie ein Amulett?“ Tragen Sie ein Amulett? Häufigkeit Gültig Fehlend ja Prozent Gültige Kumulierte Prozente Prozente 42 16,0 17,5 17,5 nein 198 75,6 82,5 100,0 Gesamt 240 91,6 100,0 22 8,4 262 100,0 Keine Angabe Gesamt Wenn die Patienten angegeben hatten, ein Amulett zu tragen, hatten es die meisten (n=24) vom Hodscha bekommen. Durch den Wahrsager erhielt nur n=1 Patient solch ein Amulett. Häufig gaben die Patienten auch an (n=13), das Amulett selbst gekauft zu haben. Tab. 3.3.13: Häufigkeiten für die Frage „Wessen Rat war es, ein Amulett zu tragen?“. Wenn ja, wessen Rat war es, ein Amulett zu tragen? Gültig Hodscha Gültige Prozente 24 9,2 54,5 1 ,4 2,3 jemand aus der Familie 5 1,9 11,4 13 5,0 29,5 1 ,4 2,3 44 16,8 100,0 195 74,4 von Bekannten bekommen Gesamt trifft nicht zu keine Angabe Gesamt Gesamt Prozent Wahrsager selbst gekauft Fehlend Häufigkeit 23 8,8 218 83,2 262 100,0 Ergebnisse 44 In dem Falle, dass die Patienten angeben hatten, einen Hodscha und/oder einen Wahrsager aufgesucht zu haben, sollten sie nun benennen, was ihnen geraten wurde. Die Häufigkeiten der gegebenen Ratschläge variiert sehr. Allerdings riet der Hodscha/Wahrsager in den meisten Fällen, ein Amulett anzulegen (n=73) oder aber besprochenes Wasser zu trinken und/oder sich damit zu waschen (n=60). Tab. 3.3.14: Rat des Hodschas/Wahrsagers Erhaltene Ratschläge nein tragen Sie ein Amulett um Ihren Hals Anzahl % verteilen Sie die bekommenen Amulette in Anzahl der Umgebung/ an beschriebenen Orten % suchen Sie das für Sie geschriebene Ja Gesamt 25 73 98 25,5% 74,5% 100,0% 87 11 98 88,8% 11,2% 100,0% 86 12 98 87,8% 12,2% 100,0% 38 60 98 38,8% 61,2% 100,0% 69 29 98 70,4% 29,6% 100,0% Anzahl Amulett, finden Sie es und machen Sie es unschädlich % trinken oder waschen Sie sich mit Anzahl besprochenem Wasser % lesen/lassen Sie den Koran lesen Anzahl % beten Sie Anzahl % sagen Sie bestimmte Gebete auf, wenn Sie Anzahl etwas tun % gehen Sie unter einer Brücke lang Anzahl % verbrennen Sie Sesam oder Gewürze Anzahl % lesen Sie ein Gebet um die Geister Anzahl aufzuhalten % lassen Sie ihren Kaffeesatz lesen Anzahl % Blei gießen Anzahl % 69 29 98 70,4% 29,6% 100,0% 79 19 98 80,6% 19,4% 100,0% 93 4 97 95,9% 4,1% 100,0% 91 7 98 92,9% 7,1% 100,0% 96 2 98 98,0% 2,0% 100,0% 95 3 98 96,9% 3,1% 100,0% 85 13 98 86,7% 13,3% 100,0% Ergebnisse 45 Die große Mehrheit der Patienten (83,7%) gab an, dem Rat des Hodscha/ Wahrsagers gefolgt zu sein (Tab. 3.3.15). Obwohl die große Mehrheit der Patienten angab, sich an die Empfehlungen des Hodschas/Wahrsagers gehalten zu haben, glauben insgesamt 27% derjenigen, die einen Hodscha/Wahrsager aufgesucht hatten, nicht an die Effektivität der Behandlung. Nur 2,7% hielten den Rat des Hodschas/Wahrsagers für das einzig wirksame Verfahren. Die meisten Patienten (44%) glaubten, dass ihnen die Ratschläge des Hodschas/Wahrsagers zumindest ein wenig geholfen haben (Tab. 3.3.16). Tab. 3.3.15: Häufigkeiten für die Frage „Haben Sie die Ratschläge befolgt?“ Haben Sie die Ratschläge befolgt? Häufigkeit Gültig Fehlend Prozent Gültige Kumulierte Prozente Prozente Ja 82 31,3 83,7 83,7 Nein 16 6,1 16,3 100,0 Gesamt 98 37,4 100,0 105 40,1 59 22,5 164 62,6 262 100,0 trifft nicht zu keine Angabe Gesamt Gesamt Tab. 3.3.16: Häufigkeiten für die Frage „Glauben Sie, dass die Ratschläge des Hodschas/Wahrsagers Ihnen geholfen haben?“ Glauben Sie, dass die Ratschläge des Hodschas/Wahrsagers Ihnen geholfen haben? Häufigkeit Gültig Prozente Prozente 30 11,5 27,0 27,0 etwas, wenig 49 18,7 44,1 71,2 sehr viel 29 11,1 26,1 97,3 3 1,1 2,7 100,0 111 42,4 100,0 trifft nicht zu 99 37,8 keine Angabe 52 19,8 151 57,6 262 100,0 wirksame Behandlung Gesamt Gesamt Gesamt Kumulierte gar nicht es war die einzig richtig Fehlend Prozent Gültige Ergebnisse 46 3.4 Abhängigkeiten ausgewählter Variablen 3.4.1 Nehmen die Patienten, die in ländlichen Gegenden aufgewachsen sind, häufiger parallel zur Schulmedizin mystisch-traditionelle Heiler (Hodscha/Wahrsager) in Anspruch? In Bezug auf diese Fragestellung wurde untersucht, ob es signifikante Unterschiede zwischen türkischen Patienten aus Deutschland und türkischen Patienten aus der Türkei gibt. Der Vergleich mit den Patienten aus der Türkei erschien hier sinnvoll, da für sie, anders als für die Patienten, die nach Deutschland migrierten, das Gesundheitswesen nicht so leicht zugänglich ist (siehe Abschnitt 1.4 und 1.7). Es wurden Chi2-Tests mit den Variablen „ländlich aufgewachsen“ und „Kontaktaufnahme Hodscha“ getrennt für den Erhebungsort Deutschland und den Erhebungsort Türkei berechnet. Für den Erhebungsort Deutschland wurde der Test nicht signifikant (Chi (1) = 0,798; p=0,372). Die Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler war damit bei den ländlich aufgewachsenen Patienten im Vergleich mit städtisch aufgewachsenen Patienten nicht bedeutsam gehäuft. Für den Erhebungsort Türkei ergab sich jedoch ein signifikanter Unterschied (Chi (1)=11,22; p=0,001). Demnach suchen die in der Türkei lebenden Patienten, die in ländlichen Gegenden aufgewachsen sind, signifikant häufiger einen Hodscha auf, im Vergleich zu Patienten, die in der Stadt aufgewachsen sind. Ergebnisse 47 Tab. 3.4.1: Kreuztabelle „ländlich aufgewachsen“ (ja/nein) und „Kontaktaufnahme Hodscha“ (ja/nein) für den Erhebungsort Deutschland. Erhebungsort Deutschland Ländlich aufgewachsen * Kontaktaufnahme Hodscha Kreuztabelle Ländlich aufgewachsen nein ja Gesamt Anzahl % von Ländlich aufgewachsen Anzahl % von Ländlich aufgewachsen Anzahl % von Ländlich aufgewachsen Kontaktaufnahme Hodscha nein ja 54 33 Gesamt 87 62,1% 37,9% 100,0% 91 43 134 67,9% 32,1% 100,0% 145 76 221 65,6% 34,4% 100,0% Tab. 3.4.2: Kreuztabelle „ländlich aufgewachsen“ (ja/nein) und „Kontaktaufnahme Hodscha“ (ja/nein) für den Erhebungsort Türkei. Erhebungsort Türkei Ländlich aufgewachsen * Kontaktaufnahme Hodscha Kreuztabelle Ländlich aufgewachsen nein ja Gesamt Anzahl % von Ländlich aufgewachsen Anzahl % von Ländlich aufgewachsen Anzahl % von Ländlich aufgewachsen Kontaktaufnahme Hodscha nein ja 21 3 Gesamt 24 87,5% 12,5% 100,0% 26 29 55 47,3% 52,7% 100,0% 47 32 79 59,5% 40,5% 100,0% Nun wurden Chi2-Tests mit den Variablen „ländlich aufgewachsen“ und „Kontaktaufnahme Wahrsager“ jeweils für den Erhebungsort Deutschland und den Erhebungsort Türkei berechnet. Für den Erhebungsort Deutschland wurde der Test nicht signifikant (Chi (1)= 0,507; p= 0,476). Für die Überprüfung beim Erhebungsort Türkei konnte der Chi2-Test nicht benutzt werden, da die erwarteten Häufigkeiten zu klein waren. Ergebnisse 48 Der stattdessen ausgeführte Exakte Test nach Fisher war insignifikant (p= 0,533). Tab. 3.4.3: Kreuztabelle „ländlich aufgewachsen“ (ja/nein) und „Kontaktaufnahme Wahrsager“ (ja/nein) für den Erhebungsort Deutschland. Erhebungsort Deutschland Ländlich aufgewachsen * Kontaktaufnahme Wahrsager Kreuztabelle Ländlich aufgewachsen nein ja Gesamt Anzahl % von Ländlich aufgewachsen Anzahl % von Ländlich aufgewachsen Anzahl % von Ländlich aufgewachsen Kontaktaufnahme Wahrsager nein ja 73 14 Gesamt 87 83,9% 16,1% 100,0% 117 17 134 87,3% 12,7% 100,0% 190 31 221 86,0% 14,0% 100,0% Tab. 3.4.4: Kreuztabelle „ländlich aufgewachsen“ (ja/nein) und „Kontaktaufnahme Wahrsager“ (ja/nein) für den Erhebungsort Türkei. Erhebungsort Türkei Ländlich aufgewachsen * Kontaktaufnahme Wahrsager Kreuztabelle Ländlich aufgewachsen nein ja Gesamt Anzahl % von Ländlich aufgewachsen Anzahl % von Ländlich aufgewachsen Anzahl % von Ländlich aufgewachsen Kontaktaufnahme Wahrsager nein ja 24 3 Gesamt 27 88,9% 11,1% 100,0% 47 11 58 81,0% 19,0% 100,0% 71 14 85 83,5% 16,5% 100,0% Ergebnisse 49 3.4.2 Gibt es einen Zusammenhang zwischen Alter und Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler? Die deskriptiven Statistiken des Alters der Patienten aus Deutschland und der Patienten aus der Türkei zeigen, dass sich die beiden Gruppen im Alter unterscheiden (siehe Tab. 3.4.5). Deshalb wurde mit einem t-Test überprüft, ob sich das Alter der Patienten aus Deutschland und aus der Türkei signifikant voneinander unterscheidet. Es zeigte sich, dass der Altersunterschied signifikant war (t(260)=3,16; p<0,01). In unserer Untersuchung sind die Patienten aus Deutschland ein wenig älter als die Patienten aus der Türkei. Beide Stichproben, türkische Patienten aus Deutschland und türkische Patienten aus der Türkei, wurden hier deshalb getrennt untersucht. Tab. 3.4.5: Mittelwert und Standardabweichung des Alters für die Erhebungsorte Deutschland und Türkei. Deskriptive Statistiken des Alters StandardN Deutschland Türkei Gesamt Mittelwert abweichung Minimum Maximum 177 40,0 9,9 17 64 85 36,0 9,3 19 62 262 38,7 9,9 17 64 Um den Zusammenhang von Alter und Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler zu testen, wurde zunächst nur für die Patienten aus Deutschland mit einem t- Test überprüft, ob sich Patienten, die einen Hodscha kontaktieren und Patienten, die dies nicht tun, im Alter unterscheiden. Dieser ergab einen signifikanten Effekt (t(175)=2,29; p=0,023). Die Patienten, die zum Hodscha gehen, sind jünger als die, die nicht einen Hodscha aufsuchen. Die Darstellung dieses Ergebnisses erfolgt in einem Boxplot. In dem Boxplot sind der Median und die Quartile von quantitativen Variablen abgebildet. Die unterste Linie kennzeichnet hier den kleinsten Wert und die oberste Linie den größten Wert. Die untere Begrenzung dieser Box stellt das 1. Quartil (Q1) und die obere Begrenzung das 3. Quartil (Q3) dar. Die dicke, mittlere Linie ist der Median. Ergebnisse 50 Abb. 3.4.1: Alter der Patienten, die einen und keinen Hodscha aufsuchen. Bei den Patienten aus der Türkei gibt es keinen Altersunterschied in der Kontaktaufnahme zum Hodscha (t(77)= -0,046). Tab. 3.4.6: Mittelwert und Standardabweichung des Alters für die Patienten, die einen oder keinen Hodscha aufsuchten aus Deutschland und aus der Türkei. Erhebungsort Deutschland Alter Türkei Alter Kontaktaufnahme Hodscha nein ja nein ja N 107 70 47 32 Mittelwert 41,39 37,96 35,68 35,78 Standardab weichung 10,144 9,110 10,108 8,669 Nun wurde mit einem weiteren t-Test überprüft, ob der Gang zum Wahrsager altersabhängig ist. Es gab weder einen signifikanten Unterschied in der Kontaktaufnahme zum Wahrsager hinsichtlich des Alters bei den Patienten aus Deutschland (t(175)=0,061), noch bei den Patienten aus der Türkei (t(61)= 0,503). Ergebnisse 51 Tab. 3.4.7: Mittelwert und Standardabweichung des Alters für die Patienten, die einen oder keinen Wahrsager aufsuchten aus Deutschland und aus der Türkei. Erhebungsort Deutschland Alter Türkei Alter Kontaktaufnahme Wahrsager nein ja nein ja N 148 29 49 14 Mittelwert 40,05 39,93 36,92 37,14 Standardab weichung 10,113 8,660 9,851 8,556 3.4.3 Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Inanspruchnahme mystisch- traditioneller Heiler und Aufenthaltsdauer in Deutschland? Zur Untersuchung dieser Frage wurden lediglich türkische Patienten betrachtet, die nach Deutschland eingewandert sind, d.h. die 1. Generation. Aus dem Ergebnis eines t-Tests ergab sich der nicht signifikante Trend, dass bei den türkischen Patienten, die sich noch nicht so lange in Deutschland aufhielten, die Inanspruchnahme eines Hodschas höher ist (t(82)= 1,278). Zum Vergleich siehe Abb. 3.4.2 und 3.4.3. Tab. 3.4.8: Mittelwert und Standardabweichung der Aufenthaltdauer in Deutschland für die „Kontaktaufnahme zum Hodscha“ (ja/nein). In welcher Generation leben Sie in Deutschland 1.Generation Seit wieviel Jahren leben Sie in Deutschland Kontaktaufnahme Hodscha nein ja N 52 32 Mittelwert 22,04 18,84 Standardab weichung 11,293 10,854 Ergebnisse 52 Abb. 3.4.2: Aufenthaltsdauer der 1.Generation der Patienten in Deutschland, die einen und keinen Hodscha aufsuchen. Abb. 3.4.3: Aufenthaltsdauer der 2.Generation der Patienten in Deutschland, die einen und keinen Hodscha aufsuchen. Ergebnisse 53 Mittels eines weiteren t-Tests wurde diesmal getestet, ob es Unterschiede in der Länge des Aufenthalts in Deutschland und der Kontaktaufnahme zum Wahrsager gibt. Es wurden jedoch keine signifikanten Unterschiede gefunden (t(82)= -0,062). Tab. 3.4.9: Mittelwert und Standardabweichung der Aufenthaltdauer in Deutschland für die „Kontaktaufnahme zum Wahrsager“ (ja/nein). In welcher Generation leben Sie in Deutschland 1.Generation 3.4.4 Gibt es Seit wieviel Jahren leben Sie in Deutschland Kontaktaufnahme Wahrsager nein ja Geschlechtsunterschiede bei N 71 13 der Mittelwert 20,79 21,00 Standardab weichung 11,330 10,693 Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler? Bezüglich dieser Frage wurde zwischen türkischen Patienten aus Deutschland und türkischen Patienten aus der Türkei unterschieden, da Unterschiede aufgrund kultureller Einflüsse erwartet wurden. Hier wurde der Chi2-Test verwendet. Es zeigte sich, dass es bei den türkischen Patienten aus Deutschland keine Geschlechtsunterschiede bei der Kontaktaufnahme zum Hodscha gibt (Chi (1)= 0,203; p=0,653). Bei den türkischen Patienten aus der Türkei gab es jedoch einen signifikanten Effekt (Chi (1)= 5,242; p=0,022). Dabei sind es die Männer, die häufiger die Dienste eines Hodschas in Anspruch nehmen (Tab. 3.4.10). Bei der Berechnung eines Geschlechtsunterschieds bei der Kontaktaufnahme zum Wahrsager, gab es erneut bei den Patienten aus Deutschland keinen Effekt (Chi (1)= 3,225; p=0,073). Für die Patienten aus der Türkei war der Effekt auch nicht signifikant (Chi (1)= 3,375; p=0,066). Ergebnisse 54 Tab. 3.4.10: Kreuztabelle „Kontaktaufnahme Hodscha“ (ja/nein), „Erhebungsort“ (Deutschland/Türkei) und „Geschlecht“ (weiblich/männlich). Geschlecht * Kontaktaufnahme Hodscha * Erhebungsort - Kreuztabelle Kontaktaufnahme Erhebungsort Hodscha Nein Deutschland Geschlecht Weiblich Anzahl % von Geschlecht Männlich Anzahl % von Geschlecht Gesamt Anzahl % von Geschlecht Türkei Geschlecht Weiblich Anzahl % von Geschlecht Männlich Anzahl % von Geschlecht Gesamt Anzahl % von Geschlecht Gesamt ja 59 41 100 59,0% 41,0% 100,0% 48 29 77 62,3% 37,7% 100,0% 107 70 177 60,5% 39,5% 100,0% 34 15 49 69,4% 30,6% 100,0% 13 17 30 43,3% 56,7% 100,0% 47 32 79 59,5% 40,5% 100,0% Ergebnisse 55 Tab. 3.4.11: Kreuztabelle „Kontaktaufnahme Wahrsager“ (ja/nein), „Erhebungsort“ (Deutschland/Türkei) und „Geschlecht“ (weiblich/männlich). Geschlecht * Kontaktaufnahme Wahrsager * Erhebungsort - Kreuztabelle Kontaktaufnahme Erhebungsort Wahrsager Nein Deutschland Geschlecht weiblich Anzahl % von Geschlecht männlich Anzahl % von Geschlecht Gesamt Anzahl % von Geschlecht Türkei Geschlecht weiblich Anzahl % von Geschlecht männlich Anzahl % von Geschlecht Gesamt Anzahl % von Geschlecht Gesamt ja 88 12 100 88,0% 12,0% 100,0% 60 17 77 77,9% 22,1% 100,0% 148 29 177 83,6% 16,4% 100,0% 49 5 54 90,7% 9,3% 100,0% 22 9 31 71,0% 29,0% 100,0% 71 14 85 83,5% 16,5% 100,0% 3.4.5 Ist bei Psychoseerkrankungen die Inanspruchnahme mystischtraditioneller Heiler häufiger? Da Schizophrenie eher ein globales, kulturunabhängiges Phänomen ist, wurden hier keine Unterschiede in der Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler bei den Patienten aus Deutschland und den Patienten aus der Türkei erwartet. Es wurde getestet, ob es bei schizophrenen Patienten eine erhöhte Kontaktaufnahme zum Hodscha gibt. Bei dieser Frage wurden folglich, anders als bisher bei einigen anderen Fragen, keine getrennten Tests für die Erhebungsorte gerechnet. Der Test wurde signifikant (Chi (1)= 5,636; p=0,018). Schizophrene Patienten gehen deutlich häufiger zum Hodscha (Tab. 3.4.12). Ergebnisse 56 Tab. 3.4.12: Kreuztabelle „Kontaktaufnahme Hodscha“ (ja/nein) und „Schizophrenie“ (ja/nein). Schizophrenie etc. F20 * Kontaktaufnahme Hodscha - Kreuztabelle Kontaktaufnahme Hodscha Nein Schizophrenie Nein Anzahl etc. F20 % von Schizophrenie etc. F20 Ja Anzahl % von Schizophrenie etc. F20 Gesamt Anzahl % von Schizophrenie etc. F20 Auch wurde getestet, ob schizophrene Gesamt ja 128 72 200 64,0% 36,0% 100,0% 26 30 56 46,4% 53,6% 100,0% 154 102 256 60,2% 39,8% 100,0% Patienten eine erhöhte Kontaktaufnahme zum Wahrsager zeigen. Auch hier ist das Ergebnis signifikant (Chi (1)=11,261; p=0,001). Schizophrene Patienten gehen deutlich häufiger zum Wahrsager (Tab. 3.4.13). Tab. 3.4.13: Kreuztabelle „Kontaktaufnahme Wahrsager“ (ja/nein) und „Schizophrenie“ (ja/nein). Schizophrenie etc. F20 * Kontaktaufnahme Wahrsager - Kreuztabelle Kontaktaufnahme Wahrsager Nein Schizophrenie Nein Anzahl etc. F20 % von Schizophrenie etc. F20 Ja Anzahl % von Schizophrenie etc. F20 Gesamt Anzahl % von Schizophrenie etc. F20 Gesamt Ja 178 25 203 87,7% 12,3% 100,0% 41 18 59 69,5% 30,5% 100,0% 219 43 262 83,6% 16,4% 100,0% Ergebnisse 3.4.6 Gibt 57 es einen Zusammenhang zwischen Religiosität und Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler? Um diesen Zusammenhang zu testen, wurden Chi2-Tests gerechnet. Die Variablen „Anzahl der Gebete, die aufsagbar sind“, „Häufigkeit des Betens“ und „Häufigkeit des Fastens“ wurden vorher dichotomisiert. Zuerst wurde überprüft, ob es einen Unterschied zwischen den Patienten aus Deutschland und den Patienten aus der Türkei gibt. Signifikante Ergebnisse ergaben sich für die Variablen „Moscheebesuch“ (Chi (1)=7,174; p=0,007), „Wieviele Gebete können Sie aufsagen?“ (Chi (1)=22,677; p<0,001), „Führen Sie regelmäßig Gebete aus?“ (Chi (1)=14,743; p<0,001) und „Fasten Sie regelmäßig?“ (Chi (1)=30,302; p<0,001). Für die anderen 3 Variablen (lt. Anhang) ergab sich keine Signifikanz (kleinstes p=0,194). Außer beim Moscheebesuch gaben jeweils die Patienten aus der Türkei mehr religiöse Handlungen an. Der Zusammenhang von Religiosität und Inanspruchnahme mystisch- traditioneller Heiler wurde zuerst für den Hodscha geprüft. Signifikante Zusammenhänge ergaben sich für die Variable „Moscheebesuch“ (Chi (1)= 5,602; p=0,018), „Lesen von religiöser Literatur“ (Chi (1)=4,318; p=0,038) und „Wie viele Gebete können Sie aufsagen?“ (Chi (1)=8,623; p=0,003). Die, die zum Hodscha gehen, geben auch mehr religiöse Aktivitäten an. Für die restlichen vier Variablen gab es keine signifikanten Zusammenhänge (kleinstes p=0,186). Für den Wahrsager ergaben sich keine signifikanten Zusammenhänge (kleinstes p=0,053). Aufgrund der Vielzahl von Tabellen befinden sich diese im Anhang (Abschnitt 7.3). Ergebnisse 58 3.4.7 Besucht die Vergleichsgruppe Gesunder im Vergleich zu den Patienten weniger häufig den Hodscha/Wahrsager? Zunächst wurde getestet, ob sich die beiden Gruppen „Vergleichsgruppe“ und „Patienten“ in wesentlichen Variablen unterscheiden. Um das zu überprüfen, wurde zunächst das Alter berechnet (Tab. 3.4.14). Mit einem t-Test wurde untersucht, ob sich die beiden Gruppen im Alter deutlich unterscheiden. Der tTest wurde nicht signifikant (t(55,8)=0,211). Tab. 3.4.14: Mittelwert und Standardabweichung für die Vergleichsgruppe und die Gruppe der Patienten. Gruppenstatistiken Vergleichsgruppe Alter Nein Ja n Mittelwert Standardabweichung Standardfehler des Mittelwertes 177 40,03 9,867 0,742 44 39,59 13,043 1,966 Danach wurde das Geschlecht berücksichtigt. Mit dem Chi2-Test wurde untersucht, ob das Geschlecht in der Vergleichs- und Patientengruppe gleich verteilt ist. Der Test wurde signifikant (Chi (1)=10,244; p=0,001). Die Vergleichsgruppe besteht überwiegend aus Männern (Tab. 3.4.15). Dies muss bei der Interpretation des folgenden Tests mitberücksichtigt werden. Ergebnisse 59 Tab. 3.4.15: Geschlechterverteilung in der Vergleichs- und Patientengruppe. Vergleichsgruppe * Geschlecht - Kreuztabelle Geschlecht weiblich Vergleichsgruppe Nein Anzahl % von Vergleichsgruppe Ja gruppe Gesamt Anzahl % von Vergleichsgruppe männlich 100 77 177 56,5% 43,5% 100,0% 13 31 44 29,5% 70,5% 100,0% 113 108 221 51,1% 48,9% 100,0% Anzahl % von Vergleichs- Gesamt Anschließend wurde die Fragestellung untersucht. Der Chi2-Test ergab ein signifikantes Ergebnis (Chi (1)=10,486; p=0,001). Die Vergleichsgruppe geht also deutlich seltener zum Hodscha (Tab. 3.4.16). In Bezug auf den Gang zum Wahrsager zeigte sich, dass die Vergleichsgruppe auch da deutlich seltener Dienste in Anspruch nimmt (Tab. 3.4.17). Der Chi2-Test wurde signifikant (Chi (1)=4,096; p=0,043). Der größere Anteil an Männern der Vergleichsgruppe kann dies nicht erklären, weil Männer tendenziell häufiger zum Hodscha und zum Wahrsager gingen als Frauen (siehe Ergebnis Tab. 3.4.10 und Tab. 3.4.11). Tab. 3.4.16: Inanspruchnahme eines Hodschas für die Vergleichsgruppe. Kontaktaufnahme Hodscha Nein Vergleichsgruppe Gesamt Nein Anzahl Ja % von Vergleichsgruppe Anzahl % von Vergleichsgruppe Anzahl % von Vergleichsgruppe Gesamt Ja 107 70 177 60,5% 39,5% 100,0% 38 6 44 86,4% 13,6% 100,0% 145 76 221 65,6% 34,4% 100,0% Ergebnisse 60 Tab. 3.4.17: Inanspruchnahme eines Wahrsagers für die Vergleichsgruppe. Kontaktaufnahme Wahrsager Vergleichsgruppe Gesamt Nein Anzahl Ja % von Vergleichsgruppe Anzahl % von Vergleichsgruppe Anzahl % von Vergleichsgruppe nein 148 Gesamt Ja 29 177 83,6% 16,4% 100,0% 42 2 44 95,5% 4,5% 100,0% 190 31 221 86,0% 14,0% 100,0% Betrachtet man die Gründe zum Aufsuchen eines Hodschas in der Vergleichsgruppe, so lässt sich ein interessanter Trend beschreiben. Die Vergleichsgruppe gibt im Vergleich zu den Patienten seltener an, zum Hodscha zu gehen, um „ihre Leiden zu lindern“ (Exakter Test nach Fisher; p=0,029) oder „ihre Krankheit zu behandeln“ (Exakter Test nach Fisher; p=0,046). Da nur sechs Personen aus der Vergleichsgruppe zum Hodscha gegangen sind, waren die erwarteten Häufigkeiten zu klein für den Einsatz des Chi2-Tests. Wegen der kleinen Fallzahl ist das Ergebnis der Tests mit großer Vorsicht zu interpretieren. Bei der Betrachtung der Gründe für den Gang zum Wahrsager, gab die Vergleichsgruppe im Vergleich zu den Patienten an, mehr aus Neugierde zum Wahrsager zu gehen. Dies ist jedoch kein signifikanter Effekt (Exakter Test nach Fisher; p=0,097), vor allem gingen überhaupt nur zwei Personen aus der Vergleichsgruppe zum Wahrsager. Auch hier waren die erwarteten Häufigkeiten zu klein für den Einsatz des Chi2-Tests. Diskussion 61 4. Diskussion Der folgenden Diskussion ist voranzustellen, dass in unserer Untersuchung bei den Patienten aus Deutschland und insbesondere bei den Patienten aus der Türkei viele fehlende Item-Antworten („Werte“) gibt. Dies könnte möglicherweise zu Verzerrungen bei den Ergebnissen geführt haben. Frage 1: Nehmen die Patienten, die in ländlichen Gegenden aufgewachsen sind, häufiger parallel zur Schulmedizin mystisch-traditionelle Heiler (Hodscha/ Wahrsager) in Anspruch? Die Patienten des Erhebungsortes Türkei, die ländlich aufgewachsen sind, suchen im Vergleich zu den Patienten des Erhebungsortes Deutschland häufiger einen mystisch-traditionellen Heiler auf. Dies gilt jedoch nur in Bezug auf den Hodscha und nicht in Bezug auf den Wahrsager. Zu eruieren ist, wieso der Effekt nur für den Hodscha gilt. In der Einleitung wurde bereits erwähnt, dass in ländlichen Gegenden die medizinische Versorgung nicht ausreichend gewährleistet ist, weshalb die Landbevölkerung ihre traditionellen Heiler selbst erschaffen musste. Die Inanspruchnahme volksmedizinischer Heiler lässt sich nicht nur durch diese mangelnde medizinische Versorgung, sondern auch aufgrund fehlender finanzieller Mittel und aus traditionellen Gründen erklären (Grottian, 1991). Der Hodscha ist vermutlich der bedeutendste aller Heiler im informellen Sektor. Der Grund hierfür ist wohl die Autorität, die ihm zuteil wird und sein umfangreiches Repertoire, das er bei Problemen jeglicher Art anwenden kann. Weiter zeigten die Ergebnisse, dass unter den Patienten aus der Türkei, die ländlich Aufgewachsenen viel häufiger zum Hodscha gehen als die, die in der Stadt aufgewachsen sind. Bei den Patienten aus Deutschland zeigte sich demgegenüber, dass es in Bezug auf die Herkunftsorte (städtisch/ländlich) keinen großen Unterschied in der Inanspruchnahme eines Hodschas gibt. Bei diesem Ergebnis sollte man jedoch berücksichtigen, dass es vorkommen kann, dass die in Deutschland lebenden Migranten zum Teil aus Schamgefühlen u./o. Verallgemeinerungsgedanken als Herkunftsort eine der Diskussion 62 großen Städte der Türkei wie Istanbul, Ankara oder Izmir angeben, obwohl sie zuvor vom Land in die nächste Kreisstadt und von dort in eine der großen Städte der Türkei abgewandert sind, bevor sie nach Deutschland migrierten (Landflucht von der Peripherie in die Zentren). Für den Fall, dass sich die Annahme bestätigt, dass die Patienten nur unzureichende Angaben über ihren Herkunftsort gemacht haben, könnte sich eine mögliche Erklärung für die erhaltenen Daten aufzeigen. Bei der Testung des Zusammenhanges zwischen ländlich aufgewachsen und Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler wären dann diejenigen Migranten in der Untersuchung nicht berücksichtigt worden, die zum Hodscha gingen, die jedoch die Angabe gemacht haben, in der Stadt aufgewachsen zu sein, obwohl sie eigentlich vom Land stammten. Frage 2: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Alter und Alter und Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler? In der Regel gibt es einen Zusammenhang zwischen Inanspruchnahme eines mystisch-traditionellen Heilers. Dieser Zusammenhang gilt jedoch lediglich für die Patienten aus Deutschland und nur für die Konsultation eines Hodschas. Die Patienten aus Deutschland, die zum Hodscha gehen, sind jünger, als die, die keinen Hodscha in Anspruch nehmen. Anzunehmen ist, dass hier die Migranten der 2. Generation, die krank werden, den Hodscha aufsuchen. Die Migranten der 1. Generation nehmen vermutlich weniger einen Hodscha in Anspruch, da sie der westlichen Medizin großes Vertrauen entgegenbringen. Die 2. Generation zeigt einen Trend zur Rückkehr zu altbewährten Methoden, in diesem Fall der Inanspruchnahme eines Hodschas (Grottian, 1991). Dieses kann zum einen daran liegen, dass eine Enttäuschung von der Schulmedizin mit einer Rückbesinnung auf althergebrachte Traditionen einhergeht, ggf. als Ratschlag der älteren Familienangehörigen. Enttäuschungen können z. B. aufgrund verzögerter Heilungserfolge oder der oftmals nicht eindeutigen Ursache psychischer Erkrankungen erfolgen. Da sich dieses Ergebnis durch den Migrationsprozess erklären lässt, ist nachvollziehbar, dass es keinen Altersunterschied in der Inanspruchnahme eines Hodschas bei Patienten aus der Türkei gibt. Diskussion Die 63 Hypothese bestätigte sich in keiner Form in Bezug auf die Inanspruchnahme eines Wahrsagers. Frage 3: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler und Aufenthaltsdauer in Deutschland? Es konnte kein Zusammenhang zwischen Aufenthaltsdauer in Deutschland und Kontaktaufnahme zu einem Hodscha/Wahrsager gefunden werden. Allerdings gab es einen interessanten Trend. Die Patienten, die noch nicht so lange in Deutschland leben, gingen häufiger zum Hodscha. Vermutlich wahren sie stärker ihre Traditionen und Gepflogenheiten, als Patienten, die länger in Deutschland leben. Möglicherweise liegt dem zu Grunde, dass durch einen längeren Aufenthalt in Deutschland eine stärkere Integration erfolgt und damit auch größeres Vertrauen dem westlichen Gesundheitssystem gegenüber entgegengebracht wird. Frage 4: Gibt es Geschlechtsunterschiede bei der Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler? Dies bestätigte sich nur für die Patienten aus der Türkei und nur für die Kontaktaufnahme zum Hodscha. Dabei waren es die Männer, die häufiger zum Hodscha gingen als die Frauen. Dies könnte daran liegen, dass die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau in der Türkei stärker ausgeprägt ist. Der Mann sorgt traditionell gesehen für das Erzielen von Einkünften, während es die Aufgabe der Frau ist, den Haushalt zu führen, die Kinder zu versorgen und zu erziehen (Becker et al., 1998). Somit könnten sich Männer eher einen Hodscha finanzieren, da sie über die ökonomischen Mittel verfügen. In Deutschland ist aufgrund des Migrationprozesses die klassische Rollenverteilung augenscheinlich nicht so strikt, sondern diffuser. An die türkischen Frauen wird zum Teil die Erwartung herangetragen, dass sie berufstätig sind und sich gleichermaßen dem Haushalt und der Familie widmen (Becker et al., 1998). Mit ihren Einkünften eröffnet sich ihnen die Möglichkeit, die Inanspruchnahme eines Hodschas selbst zu finanzieren. Diskussion 64 Frage 5: Ist bei Psychoseerkrankungen die Inanspruchnahme mystischtraditioneller Heiler häufiger? Schizophrene Patienten nehmen häufiger mystisch-traditionelle Heiler in Anspruch. Dies konnte für den Hodscha sowie für den Wahrsager bestätigt werden. Das Krankheitsverständnis der Türken wurde in der Einleitung anhand Koens Modell erläutert. Dabei spielen magisch-religiöse Vorstellungen, wie bereits erläutert, eine nicht zu unterschätzende Rolle. Gerade bei den Symptomen einer Schizophrenie gehen Angehörige der Patienten oftmals davon aus, dass der Patient von „Geistern besessen“ ist (Öztürk, 1964). Da die Krankheitsursache für die Angehörigen als fremd, nach ihrem herkömmlichen Verständnis nicht zuzuordnen und nicht heilbar ist, gewinnen die Hodschas und Wahrsager anscheinend an Bedeutung. Frage 6: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Religiosität und Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler? Zunächst zeigte sich, dass die Patienten aus der Türkei mehr religiösen Aktivitäten nachgehen, d.h. religiöser sind, als die Patienten aus Deutschland. Dieses liegt vermutlich daran, dass das Ausüben der Religion in der Türkei ein hohes Ansehen hat und sozial akzeptiert wird. Selbst im beruflichen Umfeld ist es zulässig die Pausenzeiten auf den Zeitpunkt des Gebets zu verlegen. In Deutschland ist es für die Migranten beschwerlicher ihre Religion auszuüben. Es wird erwartet, dass sie den religiösen Aktivitäten in der Freizeit nachgehen. Für die Muslime gibt es religiöse Feiertage, die jedoch lediglich in der Türkei als Feiertage staatlich anerkannt werden. Die Religionsausübung ist in der Bevölkerung der Türkei nicht nur legitimisiert sondern auch sozial erwünscht. Gruppendynamische Prozesse generieren einen sozialen Druck, der dann durch die Gemeinschaft auf jeden Einzelnen ausgeübt wird. Dieses äußert sich darin, dass in der Fastenzeit von den Menschen, die in einer Gemeinde leben, erwartet wird, dass sie fasten. Lediglich bei Reisenden, Kranken, Menstruierenden, Schwangeren und Stillenden kann ein Dispens erteilt werden, d.h. von der Verpflichtung zum Fasten befreit werden. Man legt ihnen nahe, diese versäumten Fasttage Diskussion 65 nachzuholen (Heine, 1991). Von denjenigen, die nicht fasten, weil sie nicht können oder nicht wollen, wird jedoch als Mindestanforderung erwartet, dass sie in der Zeit des Fastens nicht vor den Augen der Fastenden „Speisen und Trank“ zu sich nehmen. Andernfalls kann mit übler Nachrede oder sogar Tätlichkeiten gerechnet werden. In Deutschland wird ein geringerer Umfang religiöser Aktivitäten aufgrund der eingeschränkten Möglichkeiten eher von der türkischen Gemeinschaft entschuldigt. Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass die Patienten aus Deutschland öfters in die Moschee gehen, als die Patienten aus der Türkei. Ein Grund hierfür könnte sein, dass in Deutschland die Moscheen auch eine Art Treffpunkt für die hier lebenden Türken darstellt. Für den untersuchten Zusammenhang von Religiosität und Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler, zeigte sich, dass die Patienten, die einen Hodscha aufsuchten, frommer waren. Eine Erklärung für diesen Zusammenhang könnte sein, dass manche Menschen sich dem Glauben zuwenden, um ein implizites Kontrollbedürfnis zu befriedigen. Es könnte sein, dass der Glaube ihnen hinsichtlich ihrer ungewissen Zukunftsaussichten ein wenig Stabilität verleiht. Ebenso könnte bei der Inanspruchnahme eines Hodschas vordergründig sein, ein gewisses Maß an Kontrolle über die Krankheit zu gewinnen. Des Weiteren ist anzunehmen, dass gläubige Menschen tendenziell eher auf magische Zusammenhänge rekurrieren. Die Patienten sind also religiös sehr aktiv, setzen sich vermutlich aber nicht inhaltlich mit der Religion, insbesondere mit dem Koran, auseinander. Diese Annahme ist darauf zu stützen, dass im Koran jeglicher Umgang mit Magie explizit untersagt wird. Es wäre nur folgerichtig, dass strenggläubige Muslime sich von den Magier-Hodschas abwenden . Frage 7: Besucht die Vergleichsgruppe im Vergleich zu den Patienten weniger häufig den Hodscha/ Wahrsager? Die Ergebnisse zeigen, dass die Vergleichsgruppe weniger häufig als die Patienten einen Heiler aufsucht, unabhängig davon, ob Hodscha oder Wahrsager. Die Heiler werden wahrscheinlich in der Mehrzahl der Fälle bei Diskussion 66 Erkrankungen aufgesucht, in denen die Schulmedizin keinen Heilerfolg zu verzeichnen hat. Interessante Trends, die dies bestätigen, sind, dass die Vergleichsgruppe weniger zum Hodscha geht, um ihre Leiden zu lindern oder Krankheiten zu behandeln und mehr zum Wahrsager geht, aus Neugierde. Es wäre interessant dies mit einer größeren Vergleichsgruppe zu untersuchen, da man dadurch vermutlich mehr hinsichtlich der Trends herausfinden könnte. Allgemeine Diskussion Generell wurde deutlich, dass ein großer Teil der Psychiatriepatienten in dieser Untersuchung parallel zur Schulmedizin einen Heiler aufsucht. Das zeigt, dass Krankheitskonzepte mit magisch-religiösen Vorstellungen noch von großer Bedeutung sind. Es liegt nahe, dass die Patienten und ihre Familienangehörigen insbesondere bei psychischen Erkrankungen mit ihrer eigentümlichen Symptomatik zu der Krankheitsursache magischer Natur sei Vorstellung gelangen, dass die (insbesondere bei Psychoseerkran- kungen, siehe Ergebnis Tab. 3.4.12 und Tab. 3.4.13). Der Hodscha wurde viel häufiger aufgesucht (siehe deskriptive Statistik Tab. 3.3.1) als der Wahrsager (siehe deskriptive Statistik Tab. 3.3.7). Daraus kann man schließen, dass ein Hodscha eher konsultiert wird, wenn die Inanspruchnahme eines Heilers aus dem informellen Sektor in Erwägung gezogen wird. Ein Wahrsager stellt, wie der Name es schon indiziert, Zukunftsprognosen, während ein Hodscha zum Teil als ein religiöser Gelehrter angesehen wird, der zudem eine hohe Autorität genießt. Zu mutmaßen ist, dass er eher als fähig angesehen wird, bei Krankheit und Leid entsprechend zu behandeln. Die Ergebnisse zeigen auch, dass die große Mehrheit der Patienten die Ratschläge des Hodschas/ Wahrsagers befolgt haben (siehe deskriptive Statistik Tab. 3.3.15 und 3.3.16). Die Compliance war mithin sehr groß. Zu sehr ähnlichen Zahlen war auch Assion im Jahre 2004 gekommen, als er aufzeigen konnte, dass eine hohe Anzahl von Patienten parallel zur Schulmedizin und auch schon vor der Inanspruchnahme der psychiatrischen Behandlung volksmedizinische Heiler in Anspruch nimmt. Für den Fall, dass ein Heiler aufgesucht wird, ist es wichtig zu erfahren, welche Ratschläge und Behandlungsmaßnahmen der Heiler dem Patienten vorschlägt. Diskussion 67 Die Akzeptanz eines Heilers kann für alle Beteiligten einen positiven Nutzen haben. Die Ratschläge des Heilers dürfen jedoch nicht kontraindikativ zur westlichen Behandlung sein. Von therapeutischem Nutzen wäre es, wenn der Heiler zur medizinischen Behandlung eine Inanspruchnahme unterstützende Funktion einnähme. Eine simultane könnte sich positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken, zumal sie dem Patienten neue Hoffnung bereiten und emotionale Unterstützung bieten könnte. Wenn man außerdem die Anwesenheit des Heilers im Krankenhaus dulden würde, dann würde man dem Patienten zu verstehen geben, dass sein Krankheitsverständnis toleriert und akzeptiert wird. Das könnte für die Genesung förderlich sein, wie bereits Zimmermann (2000) erwähnt hat. Für die Arbeit mit muslimischen Patienten im medizinischen Alltag ist es vorteilhaft zu wissen, ob diese parallel zur Schulmedizin einen Heiler in Anspruch nehmen. Wenn man die Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler zwischen türkischen Patienten in Deutschland und türkischen Patienten in der Türkei vergleicht, gibt es einerseits einen deutlichen Geschlechtseffekt. Die männlichen Patienten aus der Türkei gingen häufiger zum Hodscha, bei den Patienten in Deutschland dagegen zeigte sich kein Unterschied. In Bezug auf den medizinischen Alltag in der Türkei ist es für die Ärzte und Pflegekräfte sicherlich vorteilhaft zu wissen, dass männliche Psychiatriepatienten häufiger parallel zur Schulmedizin einen Hodscha aufsuchen. Zum anderen zeigte sich, dass das Aufsuchen eines Hodschas häufiger bei den Patienten aus Deutschland zu verzeichnen ist, die jünger sind. Der Trend geht also wieder zu traditionellen volksmedizinischen Praktiken. Es wäre demnach angebracht, gerade bei jüngeren Patienten das Vertrauen in die Schulmedizin zu stärken. Dieses Ergebnis lässt darauf schließen, dass nicht nur die älteren Patienten Heiler kontaktieren. Ein Heiler in Anspruch zu nehmen, scheint daher nicht überholt zu sein. Für eine schnelle und anhaltende Gesundung ist es von erheblicher Bedeutung, dass das Personal in medizinischen Einrichtungen Einblick in die Krankheitstheorien und das Krankheitsverständnis muslimischer Patienten Diskussion 68 bekommt. Dieses würde die Compliance begünstigen und eine geringere Dropout-Rate mit sich bringen. Fokus ist auch auf das Arzt-Patienten-Verhältnis zu setzen und darauf, das Vertrauen in die westliche Medizin zu stärken. Zusammenfassung 69 5. Zusammenfassung In den Krankheitstheorien und dem Krankheitsverständnis türkischer Menschen spielen magisch-religiöse Vorstellungen bei der Suche nach der Krankheitsursache eine nicht zu unterschätzende Rolle. Insbesondere bei psychischen Erkrankungen, bei denen die Patienten keine befriedigende Heilung erfahren, sowie die Krankheitsursache nicht nachvollziehbar ist, werden oft mystisch-traditionelle Heiler der Volksmedizin aufgesucht. In der vorliegenden Arbeit wurde an 177 psychiatrischen Patienten türkischer Herkunft in Deutschland, 85 psychiatrischen Patienten in der Türkei und 44 gesunden, in Deutschland lebenden, Türken untersucht, wie häufig psychiatrische Patienten mystisch-traditionelle Heiler, in diesem Fall einen Hodscha und einen Wahrsager, in Anspruch nahmen. Es wurde geprüft, ob sich die Inanspruchnahme unterschied. Zudem wurde spezifischer untersucht von welchen Faktoren die Inanspruchnahme von mystisch-traditionellen Heilern abhängt und ob es in Bezug auf diese, Unterschiede zwischen türkischstämmigen Psychiatriepatienten aus Deutschland und der Türkei gibt. Insgesamt zeigten die Ergebnisse, dass 39% und damit ein großer Anteil der untersuchten Patienten einen Heiler des informellen Sektors, dabei insbesondere den Hodscha, kontaktierten. Die Vergleichsgruppe ging im Vergleich zu den psychiatrischen Patienten weniger häufig zu einem Heiler. Ein Vergleich zwischen den türkischstämmigen Psychiatriepatienten aus Deutschland und der Türkei hinsichtlich der Inanspruchnahme eines mystisch-traditionellen Heilers ergab, dass die Männer aus der Türkei in der Regel häufiger einen Hodscha aufsuchten. Des Weiteren nahmen die jüngeren Patienten aus Deutschland häufiger einen Hodscha in Anspruch. Im Allgemeinen wurde deutlich, dass Heiler des informellen Sektors für die psychiatrischen Patienten in Deutschland und der Türkei von großer Bedeutung sind. Im medizinischen Alltag ist es deshalb angezeigt, in Erfahrung zu bringen, ob der Patient einen Heiler parallel zur Schulmedizin in Anspruch nimmt und welche Ratschläge und Behandlungsmaßnahmen er von diesem erhält. Diese sollten nicht kontraindikativ zur ärztlichen Behandlung sein. Wenn das medizinische Personal einen Heiler akzeptiert und toleriert, kann das dem Patienten signalisieren, dass er mit seinen Krankheitstheorien und seinem Krankheitsverständnis angenommen und wertgeschätzt wird. Das könnte potenziellen Vertrauensdefiziten, die gegebenenfalls gegenüber der westlichen Medizin bestehen, entgegenwirken sowie die schnelle Gesundung des Patienten fördern. Anhang 70 6. Literaturverzeichnis Abadan-Unat, N. (1976). Turkish migration to Europe, 1960-1975, a balance sheet of achievements and failures. In: Abadan-Unat, N. (Ed.), Turkish workers in Europe 1960-1975, a socio- economic reappraisal. Brill. Leiden, 1-44 Abadan-Unat, N. (2005). Migration ohne Ende. Vom Gastarbeiter zum Eurotürken. Edition Parabolis. Berlin Akkaya, C. (1994). Türkei-Sozialkunde: Wirtschaft, Beruf, Bildung, Religion, Familie, Erziehung. Leske + Budrich. Opladen Akkaya, C., Özbek, Y. & Şen, F. (1998). Wissenschaftliche Buchgesellschaft. Darmstadt Länderbericht Türkei. Anweiler, O. 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Ziel der Befragung ist eine Verbesserung der Therapie von Erkrankungen aus dem psychiatrisch- neurologischen Fachbereich, sprich Verbesserung auch Ihrer medizinischen Versorgung. I.) Angaben zur Person 1) Wie alt sind Sie? _____Jahre 2) Geschlecht? 0. weiblich 3) Familienstand? 0. ledig 3. getrennt 1. männlich 1. verlobt 4. geschieden 2.verheiratet 5. verwitwet 4) Anzahl Ihrer eigenen Kinder? ______ 5) Seit wie viel Jahren leben Sie an Ihrem jetztigen Wohnort? ______ Jahre 6) Aus welcher Region stammen Sie ursprünglich? 1. Zentral-Türkei 2. Westl. Schwarzmeer 3. Östl. Schwarzmeer 4. Ost-Anatolien 5. Südost-Anatolien 6. Östl. Mittelmeer 7. Westl. Mittelmeer 8. Ägäis 9. Marmara-Meer 7) Wo sind Sie aufgewachsen? In Deutschland: 1. Großstadt 2. Kleinstadt 3. Dorf/ländlich I I.) Schulbildung, Ausbildung und Beruf 8) Welche Schule haben Sie beendet? 0. Kein Schulbesuch 1. Sonderschule 2. Volksschule/Grundschule 3. Hauptschule/Mittelsch. 4. Gymnasium / Berufsschule 5. Universität/Hochschule 9) Haben Sie eine Berufsausbildung durchlaufen? 10) Wenn ja..... 0. abgebrochen 1. ja 2. nein 1. beendet. 11) Welche Berufsausbildung haben Sie durchlaufen? 1. handwerklicher Beruf / Bergbau 2. kaufmännische Ausbildung 3. Dienstleistungssektor 4. Hochschulniveau Anhang 77 12) Aktueller Beruf 1. in Ausbildung 2. Arbeiter 3. Beamter/Angestellter 4. krankgeschrieben s. 1-6 Wochen 5. krankgeschr. s. 2-6 Monaten 6. krankgeschrieben, länger als 6 Monate 7. Rentner 8. Arbeitslos 9. Hausfrau/-mann/keine Tätigkeit 13) Wie verbringen Sie Ihre Freizeit überwiegend? (Mehrfachantwort möglich) 1. Sport 2. Kneipenbesuche 3. Moschee-Besuche 4. Spaziergänge 5. Fernsehen 6. Besuche bei Bekannte n 7. Lesen v. Buch/Roman, Zeitschr. 8. Lesen v. religiöser Literatur 9. sonstiges:_______________________ III.) Familie und Herkunft Aus welcher Region stammt Ihre Familie / Ihre Eltern? 14) Vater: _________ 15) Mutter: ________ 1. Zentral-Türkei 2. Westl. Schwarzmeer 3. Östl. Schwarzmeer 4. Ost-Anatolien 5. Südost-Anatolien 6. Östl. Mittelmeer 7. Westl. Mittelmeer 8. Ägäis 9. Marmara-Meer 16) Wieviele leibliche Geschwister haben Sie? ______ 17) Wieviele Stiefgeschwister haben Sie? ______ 18) In der Geschwister-Reihe waren Sie das: 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9. Kind 19) In welcher Familiärenstruktur sind Sie aufgewachsen (Mehrfachantworten möglich)? 0. ohne Verwandte 1. Mutter 2. Vater 3. Geschwister 4. Großeltern 5. andere Verwandten 20) Soziale Stellung und Beruf des Vaters oder der Mutter? 0. ohne feste Einkünfte 1. Landwirtschaft 2. Saisonarbeit/Aushilfe 3. Arbeiter/Festanstell. 4. Handwerker/Selbständiger 5. Angestellter/Beamter 6. Leitende Positionen Bildungsstand der Eltern? 21) Vater: _________ 22) Mutter: ________ 0. Analphabet 1. Kein/fast kein Schulbesuch 2. Volksschule besucht/nicht beendet 3. Volksschule beendet 4. Realschule besucht 5. Realschule beendet 6. Gymnasium besucht 7. Abitur gemacht 8. Hochschule besucht Anhang 78 I V.) Religiosität / Vorstellungen über Religion 23) Haben Sie den Religionsunterricht der Schule besucht? 1. ja 24) Wie viele Suren/Gebete können Sie aufsagen? 2. 5-10 Gebete 3. 11-20 Gebete 0. kein 2. nein 1. 1-4 Gebete 4. 20 Gebete und mehr 25) Gehören Sie einer bestimmten Religionsgemeinschaft/ Sekte an? 1. ja 2. nein Wenn ja, welche:_____________ 26) Führen Sie regelmäßig rituelle Gebete aus? 1. im Jahr 1-3 mal 4. am Tag 1-2 mal 2. im Monat 1-3 mal 5. am Tag 3-4 mal 3. in d. Woche 1-3 mal 6. am Tag 5 mal 27) Fasten Sie regelmäßig aus religiösen Gründen? 1. 0-5 Tage im Jahr 2. 6-15 Tage im Jahr 4. mehr als 30 Tage im Jahr 3. 16-30 Tage im Jahr 28) Geben Sie regelmäßig Almosen an Bedürftige aus religiösen Gründen? 1. ja 2. nein 29) Haben Sie die Hadsch-Pilgerreise nach Mekka gemacht? 1. ja 2. nein 30) Haben Sie bisher im Rahmen einer Alltagsproblematik einen religiösen Rat geholt? (Vorbeter/Hodscha, religiöser Gelehrter) 1. ja 2. nein 31) Wann sind Sie zum ersten Mal zu einem Vorbeter/Hodscha, religiösen Gelehrten gegangen? Vor ________ Jahren ? 32) Geschah dies wegen Ihrer Erkrankung? 1. ja 2. nein 33) Wann sind Sie zum ersten mal in nervlicher Hinsicht krank geworden? Vor ________ Jahren ? Anhang 79 V.) Volksmedizinische Vorstellungen 34) Wer hat Ihnen geraten, einen Vorbeter/Hodscha, religiösen Gelehrten aufzusuchen? 0. Niemand, ich selbst 1. Familienangehörige 2. Andere _________ 35) Wie häufig haben Sie einen Vorbeter/Hodscha, religiösen Gelehrten kontaktiert? 1. 1-2 Mal 2. 3-5 mal 3. mehr als 5 mal 36) Wie viele verschiedene Vorbeter/Hodschas, religiöse Gelehrte haben Sie besucht? 1. 1-2 mal 2. 3 und mehr 37) Wann waren sie zum letzten Male bei einem Vorbeter/Hodscha, religiösen Gelehrten? 1. In diesem Monat 2. In diesem Jahr 3. In den vorhergehenden 2-3 Jahren 4. Vor mehr als 4 Jahren 38) Weshalb sind Sie zu einem Vorbeter/Hodscha, religiösen Gelehrten? 1. Unheil abwenden 2. Leiden lindern 3. Krankheit behandeln 4. Nichts unversucht lassen 5. Weil ich an die Schulmedizin nicht glaube 6. Aus Neugierde 7. Zur Unterhaltung 8. Sonstiges 39) Was würden Sie sagen war das Besondere an dem Vorbeter/Hodscha religiösen Gelehrten? 1. er war ein Vorbeter/Hodscha, hat nur Gebete vorgelesen 2. ich habe von seinem Ruf gehört, für mich gebetet, kein Geld verlangt 3. ich habe von seinem Ruf gehört, er hat für mich gebetet, hat Amulette geschrieben und Geld verlangt Anhang 80 40) Haben Sie jemals einen Wahrsager/mystischen Heiler kontaktiert? 1. ja 2. nein 41) Wer hat Ihnen geraten, einen Wahrsager/mystischen Heiler aufzusuchen? 0. Niemand, ich selbst 1. Familienangehörige 2. Andere _________ 42) Wie häufig haben Sie einen Wahrsager/mystischen Heiler kontaktiert? 1. 1-2 Mal 2. 3-5 3. mehr als 5 Mal 43) Wie viele verschiedene Wahrsager/mystischen Heiler haben Sie besucht? 1. 1-2 2. 3 oder mehr verschiedene Wahrsager 44) Wann waren sie zum letzten Male bei einem Wahrsager/mystischen Heiler? 1. In diesem Monat 2. In diesem Jahr 3. In den vorhergehenden 2-3 Jahren 4. Vor mehr als 4 Jahren 45) Warum sind Sie zu einem Wahrsager/mystischen Heiler gegangen? 1. Unheil abwenden 2. Leiden lindern 3. Krankheit behandeln 4. Nichts unversucht lassen 5. Weil ich an die Schulmedizin nicht glaube 6. Aus Neugierde 7. Zur Unterhaltung 8. Sonstiges 46) Tragen Sie ein Amulett? 1 ja 2 nein 47) Wenn ja, wessen Rat war es ein Amulett zu tragen? 1. Vorbeter/Hodscha 2. Wahrsager 3. jmd. aus der Familie 4. selbst gekauft 5. von Bekannten bekommen 48) Falls Sie bei einem Vorbeter/Hodscha oder Wahrsager waren, welche Ratschläge hat Ihnen dieser gegeben? (Mehrfachantworten möglich) 1. Tragen Sie ein Amulett 2. Verteilen Sie die Amulette in Ihrem Umfeld, an den genannten Orten 3. Gegen Sie gerichtetes Amulett suchen, finden, unschädlich machen 4. Geheiligtes/besprochenes Wasser trinken, sich damit waschen 5. Regelmäßig den Koran lesen, sich vorlesen lassen 6. Sie sollten regelmäßig rituelle Gebete tätigen, Gebete aufsagen Anhang 81 7. Bei bestimmten Verrichtungen bestimmte relig. Gebete aufsagen 8. Unter Brücken hergehen 9. Sie sollten Sesam oder bestimmte Gewürze verbrennen 10. Bestimmte Gebete/Formeln aufsagen, um Geister zu rufen 11. Sich den Kaffeesatz lesen lassen 12. Blei gießen lassen 13. Sonstiges 49) Haben Sie die Ratschläge befolgt? 1. ja 2. nein 50) Wieviel Geld habe Sie gegeben? _____________ 51) Glauben Sie an die Wirkungen der Ratschläge des Vorbeters/Hodschas oder Wahrsagers ? 0. gar nicht 1. etwas, wenig 2. sehr viel 3. es ist die einzig wirksame Behandlung 52) Wenn Ihre Familie nach Deutschland zugereist sein sollte, in welcher Generation leben Sie in Deutschland? 1. 1. Generation 2. 2. Generat. 3. 3. Generat. 4. 4. Generation 53) Seit wie vielen Jahren leben Sie in Deutschland/Europa? _______ Jahren 54) Sind Sie einer bestimmten Konfession/Glaubensrichtung angehörig? 1. Sunnit 2. Alevit/Schiit 3. Atheist 4. Diyanet 5. Milli Görüş 6. Süleymanlı 7. Nakşıbendi 8. Kaplanlı 9. Sonstige 55) Wenn Sie den Koran lesen können, verstehen Sie das Gelesene? 1. ja 2. nein V I.) Diagnosen Organische Erkrankung/Demenz (ICD 10: F 00) Abhängigkeitserkrankung (ICD 10: F 10) Psychose (ICD 10: F 20) Affektive Erkrankungen (ICD 10: F 30) Belastungsreaktion, Angststörung, Panikattacken (ICD 10: F 40) Somatisierungsstörung (ICD 10: F 45) Verhaltensauffälligkeiten, Essstörungen (ICD 10: F 50) Persönlichkeitsstörung (ICD 10: F 60) Intelligenzminderung (ICD 10: F 70) Anhang 82 7.2 Fragebogen türkisch Bu bir araştırma anketidir. Buradaki bilgiler yalnızca bilimsel çalışma için kullanılacaktır. Kimliğinizle ilgili bilgiler yazmayınız. Bu araştırma ile sizin hastalığınızı ve tedavisini daha iyi anlamayı amaçlıyoruz. Bu anketi doldurmak istemiyorsanız, tedavinizde hiçbir şekilde aksama olmayacaktır. Size şimdiden teşekkür ederiz. TIPDIŞI (PARAMEDİKAL) TEDAVİLER ARAYIŞI ARAŞTIRMASI I.) Kişisel Bilgiler 1) YAŞINIZ:____ 3) MEDENİ HAL: 2) CİNSİYET: □ BAYAN □ ERKEK □ BEKAR □ NİŞANLI □ EVLİ □ AYRI YAŞAMAKTA □ BOŞANMIŞ □ DUL 4) ÇOCUK SAYISI:____ 5) ŞU ANDA YAŞADIĞINIZ YERDE KAÇ YILDIR İKAMET EDİYORSUNUZ?____ 6) ASLEN NERELİSİNİZ? □ İÇANADOLU □ BATI KARADENİZ □ DOĞU KARADENİZ □ GÜNEY-DOĞU ANAD. □ DOĞU AKDENİZ □ BATI AKDENİZ 7) NEREDE BÜYÜDÜNÜZ? □ İL MERKEZİ □ DOĞU ANADOLU □ EGE □ MARMARA □ İLÇE MERKEZİ □ KÖY II.) Okul ve Meslek Eğitimi 8) MEZUN OLDUĞUNUZ OKUL: □ İLKOKUL □ ORTAOKUL □ GİTMEDİM □ ÖZÜRLÜLER OKULU □ LİSE □ YÜKSEK OKUL 9) MESLEK EĞİTİMİ GÖRDÜNÜZ MÜ? 10) EVET İSE .... : □ EVET □ BİTİRMEDEN AYRILDIM □ HAYIR □ BİTİRDİM □ EL SANATI/USTALIK □ TİCARET/MUHASEBE □ SAĞLIK (HİZMET) SEKTÖRÜ □ YÜKSEKOKUL SEVİYESİNDE 11) HANGİ MESLEK: Anhang 83 □ STAJER/EĞİTİM DEVAM EDİYOR □ İŞÇİ □ MEMUR □ 1-6 HAFTA İSTİRAHATTA □ 2-6 AY’dır İSTİRAHATTA □ 6 AYDAN UZUN İSTİRAHATTA □ EMEKLİ □ İŞSİZ □ EV HANIMI/HİÇ ÇALIŞMAMIŞ 12) YAPTIĞINIZ İŞ: 13) BOŞ ZAMANLARINIZI NASIL DEĞERLENDİRİYORSUNUZ? □ SPOR YAPARAK □ KAHVEHANEYE GİDEREK □ CAMİYE GİDEREK □ GEZİNTİYE ÇIKARAK □ TV SEYREDEREK □ TANIDIK ZİYARETİ □ KİTAP OKUMA □ DİNİ KİTAP OKUMA □ DİĞER____________ III.) Aile ve Geldiğiniz Yöre 14) BABANIN MEMLEKETİ:____ 15) ANNENİN MEMLEKETİ:____ 1) İÇANADOLU 2) BATI KARADENİZ 3) DOĞU KARADENİZ 4) DOĞU ANADOLU 5) GÜNEY-DOĞU ANADOLU 6) DOĞU AKDENİZ 7) BATI AKDENİZ 8) EGE 9) MARMARA 16) ÖZ KARDEŞ SAYISI:_______ 17) ÜVEY KARDEŞ SAYISI:_______ 18) KAÇINCI ÇOCUKSUNUZ:....1.....2.....3.....4.....5.....6.....7.....8.....9................ uncu. 19) BÜYÜDÜĞÜNÜZ EVDE / HANEDE KİMLER VARDI? □ AKRABASIZ □ ANNE □ BABA □ KARDEŞLER □ BÜYÜKANNE/BÜYÜKBABA □ DİĞER AKRABA 20) ANNE VEYA BABANIN MESLEĞİ/SOSYAL DURUMU: □ GELİRİ YOK □ ÇİFTÇİ/RENÇBER □ MEVSİMLİK İŞCİ □ SİGORTALI DAİMİ İŞÇİ □ USTA/SANATKAR □ MEMUR □ YÖNETİCİ ANNE-BABANIN EĞİTİM DURUMU: 21) BABA:_________ 22) ANNE:________ 0) OKUR-YAZAR DEĞİL 3) İLKOKUL MEZUNU 6) LİSEYE GİTMİŞ 1) AZ OKULA GİTMİŞ 4) ORTAOKULA GİTMİŞ 7) LİSE MEZUNU 2) İLKOKULU BİTİREMEMİŞ 5) ORTAOKUL MEZUNU 8) YÜKSEKOKULA GİTMİŞ Anhang 84 IV.) Dindarlık / Din Üzerine Düşünceler □ EVET □ 23) OKULDA DİN DERSİ ALDINIZMI? HAYIR □ HİÇ □ 1-4 □ 5-10 □ 11-20 □ 20’DEN FAZLA 25) BAĞLI BULUNDUĞUNUZ MEZHEP/TARİKAT VAR MI? □ EVET □ HAYIR 24) EZBERE KAÇ SURE/DUA BİLİRSİNİZ? 26) KAÇ VAKİT NAMAZ KILIYORSUNUZ? □ YILDA 1-3 KEZ □ GÜNDE 1-2 VAKİT □ AYDA 1-3 KEZ □ GÜNDE 3-4 VAKİT □ HAFTADA 1-3 KEZ □ GÜNDE 5 VAKİT 27) ORUÇ TUTARMISINIZ/SIKLIĞI: □ YILDA 0-5 GÜN □ YILDA 6-15 GÜN □ YILDA 16-30 GÜN □ YILDA 30 GÜNDEN FAZLA □ EVET □ HAYIR 28) ZEKAT/FİTRE VERİR MİSİNİZ? □ EVET □ 29) HACCA GİTTİNİZ Mİ? 30) BİR DİN HOCASINA DANIŞMAK İÇİN GİTTİNİZ Mİ? HAYIR □ EVET □ 31) İLK KEZ NE ZAMAN GİTTİNİZ? KAÇ YIL ÖNCE?____ 32) HASTALIĞINIZ İÇİN Mİ GİTTİNİZ? □ EVET □ HAYIR HAYIR 33) SİNİRSEL-RUHSALHASTALIĞA İLK NE ZAMAN YAKALANDINIZ? KAÇ YIL ÖNCE?____ V.) Tıpdışı Tedavileri Hakkında Düşünceler □ HİÇKİMSE (KENDİLİĞİMDEN) □ AİLEDEN BİRİ □ BAŞKASI ____________ 35) HOCALARA KAÇ KEZ GİTTİNİZ? □ 1-2 KEZ □ 3-5 KEZ □ 5’DEN 34) HOCAYA GİTMEYİ KİM ÖNERDİ? FAZLA 36) KAÇ DEĞİŞİK HOCAYA GİTTİNİZ? □ 1-2 □ 3’DEN FAZLA 37) EN SON HOCAYA NE ZAMAN GİTTİNİZ? □ BU AY □ BU YIL □ 2-3 YIL İÇİNDE □ 4 YILDAN FAZLA Anhang 85 38) NİÇİN GİTTİNİZ? □ KÖTÜ BİRŞEYİ UZAKLAŞTIRMAK İÇİN □ RAHATSIZLIĞIMI AZALTMAK İÇİN □ HASTALIĞIMI TEDAVİ ETMEK İÇİN □ DENENMEMİŞ BİRŞEY KALMASIN DİYE □ DİĞER (TIP) TEDAVİLERE İNANMADIĞIMDAN □ MERAK İÇİN □ ZEVK İÇİN / EĞLENCE OLSUN DİYE □ DİĞER 39) GİTTİĞİNİZ HOCANIN ÖZELLİĞİ: □ CAMİ HOCASIYDI, SADECE OKUDU □ METHİNİ DUYDUK, OKUDU, PARA ALMADI □ METHİNİ DUYDUK, MUSKA YAZDI / SUDAN OKUDU, PARA VERDİK 40) FALCIYA/CİNCİYE GİTTİNİZ Mİ? □ EVET □ 41) FALCIYA/CİNCİYE GİTMEYİ KİM ÖNERDİ? □ HİÇKİMSE (KENDİM) □ AİLEDEN BİRİ HAYIR □ BAŞKASI ___________ 42) KAÇ KEZ FALCIYA / CİNCİYE GİTTİNİZ? □ 1-2 KEZ □ 3-5 KEZ □ 5’DEN FAZLA 43) KAÇ DEĞİŞİK FALCIYA / CİNCİYE GİTTİNİZ? □ 1-2 □ 3’DEN FAZLA 44) EN SON FALCIYA / CİNCİYE NEZAMAN GİTTİNİZ? □ BU AY □ BU YIL □ 2-3 YIL İÇİNDE 45) NİÇİN GİTTİNİZ? □ 4 YILDAN FAZLA □ KÖTÜ BİRŞEYİ UZAKLAŞTIRMAK İÇİN □ RAHATSIZLIĞIMI AZALTMAK İÇİN □ HASTALIĞIMI TEDAVİ ETMEK İÇİN □ DENENMEMİŞ BİRŞEY KALMASIN DİYE □ DİĞER (TIP) TEDAVİLERE İNANMADIĞIMDAN □ MERAK İÇİN □ ZEVK İÇİN / EĞLENCE OLSUN DİYE □ DİĞER Anhang 86 46) MUSKA/CEVŞEN TAŞIYOR MUSUNUZ? 47) EVET İSE .... : KİM VERDİ? □ EVET □ HAYIR □ HOCA □ FALCI □ AİLEDEN BİRİ □ SATIN ALDIM □ TANIŞ BİRİ VERDİ 48) EĞER HOCAYA/FALCIYA GİTTİNİZ SE, NE SÖYLENDİ/ÖNERİLDİ? □ MUSKA TAKIN □ VERİLEN MUSKALARI ÇEVRENİZE / SÖYLENİLEN YERLERE DAĞITIN □ SİZE YAZILMIŞ MUSKAYI ARAYIN/BULUN/ZARARSIZ HALE GETİRİN □ OKUNMUŞ SU İÇİN VE/VEYA BU SUYLA YIKANIN □ KURAN OKUYUN / OKUTUN □ NAMAZ KILIN / DUA EDİN □ BİRŞEY YAPARKEN BAZI DUALARI/SÖZLERİ OKUYUN □ KÖPRÜNÜN ALTINDAN GEÇİN □ SUSAM VEYA BAHARATLAR YAKIN □ CİNLERİ BAĞLAMAK İÇİN DUA OKUYUN □ KAHVE FALINA BAKTIRIN □ KURŞUN DÖKTÜRÜN □ DİĞER 49) SÖYLENEN ÖNERİLERE VE UYGULAMALARA UYDUNUZ MU? □ EVET □ HAYIR 50) NE KADAR PARA VERDİNİZ?______________ 51) HOCAYA/FALCIYA VE/VEYA ÖNERDİKLERİNE İNANIYOR MUSUNUZ? □ HİÇ İNANMIYORUM □ ÇOK İNANIYORUM □ BİRAZ İNANIYORUM □ TEK TESİRLİ UYGULAMA BUDUR 52) KAÇINCI NESİL OLARAK BURADA (ALMANYA´DA) YAŞIYORSUNUZ? 1 □ Birinci Nesil □ İkinci Nesil 2 □ Üçüncü Nesil 3 4 □ Dördüncü Nesil 53) KAÇ YILDIR ALMANYA´DA VEYA AVRUPA´DA YAŞIYORSUNUZ?______ YIL Anhang 87 54) HANGİ DİNİ GRUBA KENDİNİZİ DAHA YAKIN HİSSEDİYORSUNUZ? □ Sünni 4)□ Diyanet 7)□ Nakşıbendi □ Alevi/Şii 5)□ Milli Görüş 8)□ Kaplanlı 1) 2) □ Dinsiz 6)□ Süleymanlı 9)□ Diğer _______________ 3) 55) KURAN OKUYABİLİYORSANIZ..................... KURAN´DA OKUDUĞUNUZUN MAANASINI ANLAYABİLİYORMUSUNUZ? □ EVET □ HAYIR VI.) HASTALIK TANISI (ICD 10): F 00 F10 F20 F30 F40 F50 F60 F70 Anhang 88 7.3 Tabellen zum untersuchten Zusammenhang Religiosität und Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler: Tab. A7.3.1: Kreuztabelle „Moscheebesuch“ (ja/nein) und „Erhebungsort“ (Deutschland/Türkei). Kreuztabelle Freizeit: Moschee-Besuch nein ja Gesamt Anzahl % von Erhebungsort Anzahl % von Erhebungsort Anzahl % von Erhebungsort Erhebungsort Deutschland Türkei 174 78 78,7% 91,8% 47 7 21,3% 8,2% 221 85 100,0% 100,0% Gesamt 252 82,4% 54 17,6% 306 100,0% Tab. A7.3.2: Kreuztabelle „Lesen von religiöser Literatur“ (ja/nein) und „Erhebungsort“ (Deutschland/Türkei). Kreuztabelle Freizeit: Lesen von religiöser Literatur nein ja Gesamt Anzahl % von Erhebungsort Anzahl % von Erhebungsort Anzahl % von Erhebungsort Erhebungsort Deutschland Türkei 187 76 85,8% 89,4% 31 9 14,2% 10,6% 218 85 100,0% 100,0% Gesamt 263 86,8% 40 13,2% 303 100,0% Tab. A7.3.3: Kreuztabelle „Wieviele Gebete können Sie aufsagen?“ (hoch/niedrig) und „Erhebungsort“ (Deutschland/Türkei). Kreuztabelle Wieviele Gebete können Sie aufsagen (dichotomisiert) Gesamt niedrig hoch Anzahl % von Erhebungsort Anzahl % von Erhebungsort Anzahl % von Erhebungsort Erhebungsort Deutschland Türkei 86 15 48,6% 17,9% 91 69 51,4% 82,1% 177 84 100,0% 100,0% Gesamt 101 38,7% 160 61,3% 261 100,0% Anhang 89 Tab. A7.3.4: Kreuztabelle „Führen Sie regelmäßig Gebete aus?“ (selten/häufig) und „Erhebungsort“ (Deutschland/Türkei). Kreuztabelle Führen Sie regelmäßig Gebete aus (dichotomisiert) selten häufig Gesamt Anzahl % von Erhebungsort Anzahl % von Erhebungsort Anzahl % von Erhebungsort Erhebungsort Deutschland Türkei 84 23 59,2% 31,5% 58 50 40,8% 68,5% 142 73 100,0% 100,0% Gesamt 107 49,8% 108 50,2% 215 100,0% Tab. A7.3.5: Kreuztabelle „Fasten Sie regelmäßig?“ (selten/häufig) und „Erhebungsort“ (Deutschland/Türkei). Kreuztabelle Fasten Sie regelmäßig (dichotomisiert) selten häufig Gesamt Anzahl % von Erhebungsort Anzahl % von Erhebungsort Anzahl % von Erhebungsort Erhebungsort Deutschland Türkei 95 13 54,6% 17,1% 79 63 45,4% 82,9% 174 76 100,0% 100,0% Gesamt 108 43,2% 142 56,8% 250 100,0% Tab. A7.3.6: Kreuztabelle „Geben Sie regelmäßig Almosen an Bedürftige?“ (ja/nein) und „Erhebungsort“ (Deutschland/Türkei). Kreuztabelle Geben Sie regelmäßig Almosen an Bedürftige nein ja Gesamt Anzahl % von Erhebungsort Anzahl % von Erhebungsort Anzahl % von Erhebungsort Erhebungsort Deutschland Türkei 50 17 22,6% 20,7% 171 65 77,4% 79,3% 221 82 100,0% 100,0% Gesamt 67 22,1% 236 77,9% 303 100,0% Anhang 90 Tab. A7.3.7: Kreuztabelle „Haben Sie einen Wallfahrtsort besucht?“ (ja/nein) und „Erhebungsort“ (Deutschland/Türkei). Kreuztabelle Haben Sie einen Wallfahrtsort besucht nein ja Gesamt Anzahl % von Erhebungsort Anzahl % von Erhebungsort Anzahl % von Erhebungsort Erhebungsort Deutschland Türkei 203 76 91,9% 96,2% 18 3 8,1% 3,8% 221 79 100,0% 100,0% Gesamt 279 93,0% 21 7,0% 300 100,0% Tab. A7.3.8: Kreuztabelle „Moscheebesuch“ (ja/nein) u. „Kontaktaufnahme Hodscha“ (ja/nein). Kreuztabelle Freizeit: Moschee-Besuch nein ja Gesamt Anzahl % von Kontaktaufnahme Hodscha Anzahl % von Kontaktaufnahme Hodscha Anzahl % von Kontaktaufnahme Hodscha Kontaktaufnahme Hodscha nein ja 165 81 Gesamt 246 85,9% 75,0% 82,0% 27 27 54 14,1% 25,0% 18,0% 192 108 300 100,0% 100,0% 100,0% Tab. A7.3.9: Kreuztabelle „Lesen von religiöser Literatur“ (ja/nein) und „Kontaktaufnahme Hodscha“ (ja/nein). Kreuztabelle Freizeit: Lesen von religiöser Literatur nein ja Gesamt Anzahl % von Kontaktaufnahme Hodscha Anzahl % von Kontaktaufnahme Hodscha Anzahl % von Kontaktaufnahme Hodscha Kontaktaufnahme Hodscha nein ja 170 88 Gesamt 258 89,9% 81,5% 86,9% 19 20 39 10,1% 18,5% 13,1% 189 108 297 100,0% 100,0% 100,0% Anhang 91 Tab. A7.3.10: Kreuztabelle „Wieviele Gebete können Sie aufsagen?“ (niedrig/hoch) und „Kontaktaufnahme Hodscha“ (ja/nein). Kreuztabelle Wieviele Gebete können Sie aufsagen (dichotomisiert) niedrig hoch Gesamt Anzahl % von Kontaktaufnahme Hodscha Anzahl % von Kontaktaufnahme Hodscha Anzahl % von Kontaktaufnahme Hodscha Kontaktaufnahme Hodscha nein ja 72 29 Gesamt 101 46,8% 28,4% 39,5% 82 73 155 53,2% 71,6% 60,5% 154 102 256 100,0% 100,0% 100,0% Tab. A7.3.11: Kreuztabelle „Führen Sie regelmäßig Gebete aus?“ (selten/häufig) und „Kontaktaufnahme Hodscha“ (ja/nein). Kreuztabelle Führen Sie regelmäßig Gebete aus (dichotomisiert) selten häufig Gesamt Anzahl % von Kontaktaufnahme Hodscha Anzahl % von Kontaktaufnahme Hodscha Anzahl % von Kontaktaufnahme Hodscha Kontaktaufnahme Hodscha nein ja 69 37 Gesamt 106 53,9% 44,6% 50,2% 59 46 105 46,1% 55,4% 49,8% 128 83 211 100,0% 100,0% 100,0% Anhang 92 Tab. A7.3.12: Kreuztabelle „Fasten Sie regelmäßig?“ (selten/häufig) und „Kontaktaufnahme Hodscha“ (ja/nein). Kreuztabelle Fasten Sie regelmäßig (dichotomisiert) selten häufig Gesamt Anzahl % von Kontaktaufnahme Hodscha Anzahl % von Kontaktaufnahme Hodscha Anzahl % von Kontaktaufnahme Hodscha Kontaktaufnahme Hodscha nein ja 68 39 Gesamt 107 46,3% 39,4% 43,5% 79 60 139 53,7% 60,6% 56,5% 147 99 246 100,0% 100,0% 100,0% Tab. A7.3.13: Kreuztabelle „Geben Sie regelmäßig Almosen an Bedürftige?“ (ja/nein) und „Kontaktaufnahme Hodscha“ (ja/nein). Kreuztabelle Geben Sie regelmäßig Almosen an Bedürftige nein ja Gesamt Anzahl % von Kontaktaufnahme Hodscha Anzahl % von Kontaktaufnahme Hodscha Anzahl % von Kontaktaufnahme Hodscha Kontaktaufnahme Hodscha nein ja 42 25 Gesamt 67 21,9% 23,1% 22,3% 150 83 233 78,1% 76,9% 77,7% 192 108 300 100,0% 100,0% 100,0% Tab. A7.3.14: Kreuztabelle „Haben Sie einen Wallfahrtsort besucht?“ (ja/nein) und „Kontaktaufnahme Hodscha“ (ja/nein). Kreuztabelle Haben Sie einen Wallfahrtsort besucht nein ja Gesamt Anzahl % von Kontaktaufnahme Hodscha Anzahl % von Kontaktaufnahme Hodscha Anzahl % von Kontaktaufnahme Hodscha Kontaktaufnahme Hodscha nein ja 179 98 Gesamt 277 93,7% 91,6% 93,0% 12 9 21 6,3% 8,4% 7,0% 191 107 298 100,0% 100,0% 100,0% Anhang 93 Tab. A7.3.15: Kreuztabelle „Moscheebesuch“ (ja/nein) und „Kontaktaufnahme Wahrsager“ (ja/nein). Kreuztabelle Freizeit: Moschee-Besuch nein ja Gesamt Anzahl % von Kontaktaufnahme Wahrsager Anzahl % von Kontaktaufnahme Wahrsager Anzahl % von Kontaktaufnahme Wahrsager Kontaktaufnahme Wahrsager nein ja 214 38 Gesamt 252 82,0% 84,4% 82,4% 47 7 54 18,0% 15,6% 17,6% 261 45 306 100,0% 100,0% 100,0% Tab. A7.3.16: Kreuztabelle „Lesen von religiöser Literatur“ (ja/nein) und „Kontaktaufnahme Wahrsager“ (ja/nein). Kreuztabelle Freizeit: Lesen von religiöser Literatur nein ja Gesamt Anzahl % von Kontaktaufnahme Wahrsager Anzahl % von Kontaktaufnahme Wahrsager Anzahl % von Kontaktaufnahme Wahrsager Kontaktaufnahme Wahrsager nein ja 227 36 Gesamt 263 88,0% 80,0% 86,8% 31 9 40 12,0% 20,0% 13,2% 258 45 303 100,0% 100,0% 100,0% Tab. A7.3.17: Kreuztabelle „Wie viele Gebete können Sie aufsagen?“ (niedrig/hoch) und „Kontaktaufnahme Wahrsager“ (ja/nein). Kreuztabelle Wieviele Gebete können Sie aufsagen (dichotomisiert) niedrig hoch Gesamt Anzahl % von Kontaktaufnahme Wahrsager Anzahl % von Kontaktaufnahme Wahrsager Anzahl % von Kontaktaufnahme Wahrsager Kontaktaufnahme Wahrsager nein ja 90 11 Gesamt 101 41,3% 25,6% 38,7% 128 32 160 58,7% 74,4% 61,3% 218 43 261 100,0% 100,0% 100,0% Anhang 94 Tab. A7.3.18: Kreuztabelle „Führen Sie regelmäßig Gebete aus?“ (selten/häufig) und „Kontaktaufnahme Wahrsager“ (ja/nein). Kreuztabelle Führen Sie regelmäßig Gebete aus (dichotomisiert) selten häufig Gesamt Anzahl % von Kontaktaufnahme Wahrsager Anzahl % von Kontaktaufnahme Wahrsager Anzahl % von Kontaktaufnahme Wahrsager Kontaktaufnahme Wahrsager nein ja 89 18 Gesamt 107 49,4% 51,4% 49,8% 91 17 108 50,6% 48,6% 50,2% 180 35 215 100,0% 100,0% 100,0% Tab. A7.3.19: Kreuztabelle „Fasten Sie regelmäßig?“ (selten/häufig) und „Kontaktaufnahme Wahrsager“ (ja/nein). Kreuztabelle Fasten Sie regelmäßig (dichotomisiert) selten häufig Gesamt Anzahl % von Kontaktaufnahme Wahrsager Anzahl % von Kontaktaufnahme Wahrsager Anzahl % von Kontaktaufnahme Wahrsager Kontaktaufnahme Wahrsager nein ja 88 20 Gesamt 108 42,3% 47,6% 43,2% 120 22 142 57,7% 52,4% 56,8% 208 42 250 100,0% 100,0% 100,0% Tab. A7.3.20: Kreuztabelle „Geben Sie regelmäßig Almosen an Bedürftige?“ (ja/nein) und „Kontaktaufnahme Wahrsager“ (ja/nein). Kreuztabelle Geben Sie regelmäßig Almosen an Bedürftige nein ja Gesamt Anzahl % von Kontaktaufnahme Wahrsager Anzahl % von Kontaktaufnahme Wahrsager Anzahl % von Kontaktaufnahme Wahrsager Kontaktaufnahme Wahrsager nein ja 62 5 Gesamt 67 23,9% 11,4% 22,1% 197 39 236 76,1% 88,6% 77,9% 259 44 303 100,0% 100,0% 100,0% Anhang 95 Tab. A7.3.21: Kreuztabelle „Haben Sie einen Wallfahrtsort besucht?“ (ja/nein) und „Kontaktaufnahme Wahrsager“ (ja/nein). Kreuztabelle Haben Sie einen Wallfahrtsort besucht nein ja Gesamt Anzahl % von Kontaktaufnahme Wahrsager Anzahl % von Kontaktaufnahme Wahrsager Anzahl % von Kontaktaufnahme Wahrsager Kontaktaufnahme Wahrsager nein ja 239 40 Gesamt 279 93,4% 90,9% 93,0% 17 4 21 6,6% 9,1% 7,0% 256 44 300 100,0% 100,0% 100,0% Danksagung 8. Danksagung Herrn Prof. Dr. med. E. Klieser danke ich sehr für seine allgemeine Förderung und für die wertvollen Hinweise sowie für die stetige fachliche und persönliche Unterstützung bei den Studien, die zu dieser Dissertation geführt haben. Herrn Prof. Dr. E. Lehmann danke ich ebenfalls sehr für die Unterstützung bei der Durchführung und Verbesserung der statistischen Auswertungen und der redaktionellen Durchsicht. Mein besonderer Dank gilt auch meinem Sohn Emre Yavuz für die wertvollen Hinweise, die zur inhaltlichen und redaktionellen Verbesserung der vorliegenden Arbeit führten. Lebenslauf 9. Lebenslauf Name: Vorname: Yavuz Ayhan Geburtsdatum: Geburtsort: 04.08.1966 Maçka-Trabzon / Türkei Familienstand: Staatsangehörigkeit: verheiratet, drei Kinder Deutsch (Einbürgerung 1993) Schulbildung: 1974-1978 1978-1980 1980-1982 1982-1987 Grundschule in Hamm (Westfalen) Hauptschule in Hamm (Westfalen) Realschule in Hamm (Westfalen) Gymnasium in Hamm (Westfalen) Studium: 1987-1991 1991-1994 1994-1995 3. Staatsexamen: Medizin an der Ruhr-Universität Bochum Medizin an der Universität-GHS Essen Medizin an der Ruhr-Universität Bochum 18.05.1995 in Recklinghausen Ärztliche Tätigkeiten: 1995-1996 Arzt im Praktikum in der Neurologie bei Prof. Dr. W. Gehlen in Bochum 1996-1997 Assistenzarzt in der Neurologie bei Dr. Klieser in Herne 1997-2001 Assistenzarzt, Klinik Psychiatrie, Psychother. und Psychos. bei Prof. Dr. E. Klieser in Gelsenkirchen Juli 2001 Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie 2001-2003 Fachärztlicher Leiter der Psychiatrischen Institutsambulanz der Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen GmbH 2003-2006 (weiterhin) Oberarzt der Psychiatrischen Klinik der Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen GmbH bei Prof. Dr. E. Klieser in Gelsenkirchen seit 01.10.2006 Leitender Arzt der Abteilung für Ärztliche Psychotherapie im Medizinischen Versorgungszentrum der Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen GmbH Sprachkenntnisse: Deutsch, Türkisch und Englisch (jew. in Wort und Schrift), Französisch, großes Latinum